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Komponist Musikbezeichnung Rolle(n) DEUTSCH
  © www.Ellenberger.institute    
       
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  Original und digitale Bereitstellung:    
  Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky    
       
      Die Musik vom K.K. Kapellmeister Weigl.
      Gedruckt bey Diedrich Meier.
       
  Astromonte Halbgott  
  Genius    
  Eutifronte    
  Sadik Oberpriester  
  Nadir sein Ziehsohn  
  Nadine seine Tochter  
  Lubano (Ober-)aufseher der Wälder  
  Lubanara dessen Weib  
  Viele Waldgeister    
  Viele unterirdische Geister    
  Erster Schäfer    
  Mehrere Schäfer und Schäferinnen    
  Helden von Astromonote    
  Schutzgeister    
  Jäger    
  Klageweiber    
  Erster Aufzug    
       
       
       
Henneberg N° 0 Ouvertüre    
       
Henneberg N° 1 Introduction Sadik Ihr Mädchen, ihr Jünglinge! Sind eure Herzen rein,
      So soll dies Opfer unserm Herrn
      Dem guten Astromonte zu Ehren
      Dem Schutzgott unsers Lands geweihet seyn.
    Chor der Mädchen Ja Vater! Ja! Der Unschuld Herz ist rein,
      Drum soll dies Opfer unserm Herrn,
      Dem guten Astromonte zu Ehren,
      Dem Schutzgott unsers Lands geweihet seyn.
    Sadik Ihr Mädchen, ihr Jünglinge! Sind eure Herzen rein,
      So soll dies Opfer unserm Hernn
      Dem guten Astromonte zu Ehren
      Dem Schutzgott unsers Lands geweihet seyn.
    Chor der Männer O Astromonte! Nimm es an
      Das Opfer das wir bringen;
      Schon flammt es auf zur Sternenbahn;
      An deinem Wolkenthron hinan,
      O laß es zu dir dringen.
    Sadik Doch wo ist Nadir? Wo ist Nadine?
      Ach meine Kinder!
    Chor Nadir und Nadine
      Sind beyde noch nicht hier!
    Sadik Nadir und Nadine noch nicht hier?
      Welch schrecklich Unglück drohet mir.
      Ach meine Kinder sind nicht hier!
    Chor Astromonte wird sie strafen,
      Denn sie sind des Lasters Sclaven;
      Wär ihr Herz noch gut und rein,
      Müßten sie zugegen seyn..
      Laßt uns eilen, laßt uns fliehen,
      Und auf unsre Fluren ziehen;
      Doch still! Mich deucht ich höre schon
      Ihres Morgenliedes Ton.
       
Henneberg N° 1b Sieh großer Astromonte hier Nadir, Nadine, Lubano, Lubanara Sieh großer Astromonte hier,
      Wir bringen unsre Opfer dir,
      Wie unsre Herzen gut und rein,
      Soll unser Lob und Danklied seyn.
    Chor Nun schallt ihr Lied in unsern Ohren
      Allein zu spät; sie sind verloren.
       
       
    Lubano, Lubanara Auch Lubano, Lubanara
      Opfern Astromonte hier!
      Sieh wir weihen, was wir haben,
      Mit vergnügtem Herzen dir.
    Chor Wie Lubano, Lubanara
      Wagen sich ans Heiligthum?
      Ha! Dein Donner Astromonte
      Bringe die Verwegnen um.
      Unerhörte Dreistigkeit!
      Unser Tempel ist entweiht!
       
    Nadir Hört ich recht? Sagten sie nicht, der Tempel sei eintweiht? Lubano, war´s nicht so?
    Lubano So war´s.
    Nadir Bist du dir eines Lasters bewußt, Lubano?
    Lubano Seit ich nach unseren Landesgesetzen Lubanara als Gattin erhielt, ist mein Herz so rein als eine weiße Taube.
    Nadir Wie? Du bist kein Mädchen mehr?
    Nadine Wie? Du bist kein Jüngling mehr?
    Nadir Du bist schon Mann?
    Lubano Mann!
    Nadine Du bist schon Weib?
    Lubanara Weib!
    Nadir, Nadine Schrecklich! Schrecklich!
       
       
    Lubanara Ich finde nichts Schreckliches daran, einen Mann zu besitzen. Nicht wahr, Lubano, seit ich deine Frau bin,  ist dein Leben erst angenehm und süß deine nächtlichen Träume?
    Lubano Liebes Weib, von süßen Träumen kann ich weiter nichts sagen. Bei Nacht schlaf ich, und beim Tag bin ich kaum zu Hause.
    Lubanara Aber du bist doch stets vergnügt?
    Lubano Ja, ja, manchmal freilich.
    Lubanara Was?
    Lubano Manchmal, könnten wir es schon beser haben, als es ist.
    Lubanara Warum besser? Was meinst du?
    Lubano Ich meine so, besser, dass es für uns beide leichter und angenehmer wäre, wenn ich nicht ständig durch den Wald streifen und Wild erlegen müsste, um uns zu ernähren.
    Lubanara Dafür aber bist du auch Mann! Du bist frei und kannst Felder und Wiesen durchstreifen. Ich armes Weib hingegen muss immer allein zu Hause sitzen und mich deiner Wiederkunft freuen. Wenn du wüsstest, wie mir´s schwer ums Herz ist, dass du so osft spät dein verlassenes Weib begrüßt.
    Lubano Ja nun, gar so langweilig ist´s doch nicht immer bei dir, könnte ich mir vorstellen.
    Lubanara Wieso, was meinst Du?
    Lubano Dass du dich eben nicht immerfort ohne alle Gesellschaft befindest. Sicher klopft manchmal ein verlaufnener Schäfer bei unserer Hütte an. Er sucht sein verlassees Schäfchen auf, ist erhitzt und bittet seine Nachbarin um einen frischen Trunk Milch. Oder, das Wetter war nicht günstig, der Schäfer ist vom T´Regen benetzt und bittet, sich ein wenig in unserem Haus zu trocknen, und dann...
    Lubanara Was, und dann?
    Lubano Nichts, nichts! Es war nur so eine Mutmaßung.
    Lubanara Jetzt gleich sprich, oder du hörst kein gutes Wort mehr von mir. Deine Mutmaßung also?
    Lubano Ist, ob sich deine Freundschaft zu Nadir nicht einmal in Liebe verwandeln könnte.
    Lubanara Aber Lubano! Nadir ist der Geliebte meiner Freundin, die nach dir meinem Herzen die Erste ist, die ich liebe; wir waren schon als Kinder Freundinnen, willst du mich sogar um diese kleine Tändelei noch beneiden?
    Lubano Mit deiner Freundin magst du stundenlang tändeln. Aber wenn ich einen Schäfer bei dir treffen sollte, der sich´s einfallen lließe, ohne wichtig Ursache dich zu begrüßen….  Mord und Tod. Ich glaub, ich verfolgte ihn bis in Eutifrontes finstre Hölle.
    Lubanara Eutifrontes Hölle. Ha ha ha.
    Lubano Du lachst? Denkst du vielleicht, seinen scharfen Augen zu entgehen?
    Lubanara Ha ha, ich möchte ihm auch nicht entgehen, er soll mich vielmehr erwischen.
    Lubano Du wünschst, von Eutifronte erwischt zu werden?
    Lubanara Ja.
    Lubano Hast du denn überhaupt eine Ahnung von Eutifrontes fürchterlicher Macht?
    Lubanara Ob seine Macht fürchterlich ist, zweifle ich.
    Lubano Du zweifelst? Weißt du denn nicht, daß er auch hexen kann?
    Lubanara Das weiß ich.
    Lubano Astromonte, du Schutzgott unserer Insel, gib meiner Frau ihre Vernunft wieder, sie ist ja völlig von Sinnen.
    Lubanara Ha ha ha! Von Sinnen? Lieber Gatte, bitte du vielmehr Astromonte, daß er deiner schönen Lubanara gewogen sei.
    Lubano Aber weißt du denn auch, was Astromonte vermag?
    Lubanara Ja nun, uns zu schützen vermag er.
    Lubano Und dass er in der Luft wie Wetterwolken herumfliegt, ist dir auch bekannt?
    Lubanara Ja, freilich, ich wünsche mir schon lange, so ein halbes rundes Jährchen eine Reise mit ihm durch die Luft zu machen.
    Lubano Ja? Aber ich reise nicht mit euch.
    Lubanara So belibst du zu Hause.
    Lubano Und du gingst wohl so allein mit ihm?
    Lubanara Über Meer und Felsen, über Wiesen und Auen.
    Lubano Deswegen hast du mich wohl überredet, hierher in den Tempel zu kommen und den Hirschen zu opfern?
    Lubanara Freilich, einen Hirschen mit einem riesigen……Geweih.
Henneberg N° 2 Alle Wetter! O ihr Götter! Lubano Alle Wetter! O ihr Götter!
      Lubanara ist verrückt,
      Ja mein Weib die ist verrückt.
      Zwar sind alle
      In dem Falle;
      Jedes Mädchen, jedes Weib
      Sucht sich ihren Zeitvertreib.
      Die mit Essen, die mit Trinken,
      Die mit Tanzen, die mit Schminken,
      Die mit Weinen, die mit Lachen,
      Die mit Schlafen, die mit Wachen,
      Die mit Reiten, die mit Fahren,
      Die mit Klugen, die mit Narren,
      Die mit Denken, die mit Schwätzen,
      Nasen drehn, und Federn setzen,
      Die mit Lesen, die mit Singen,
      Die mit tausend andern Dingen;
      Doch wie meine find ich keine,
      Die mit Hexen fahren will.
      Ha der Teufel treibt sein Spiel,
      Die Hexe, der Teufel!
       
       
    Sadik Lubano! Lubanara! Tretet hierher! Nun frag ich euch alle, die ihr hier versammelt seid: hab ich je anders als der zärtlichste Vater mit euch gesprochen? Redet!
    Alle Immer als der zärtlichste Vater!
    Sadik Behandelte ich euch als Untertanen oder als meine Freunde?
    Alle Als wahrer Freund!
    Sadik Hatten meine Lehren etwas anderes als die reine Wahrheit zum Grund?
    Alle Wahrheit! Die reinste Wahrheit!
    Sadik Und wer meiner Wahrheitslehre entgegenhandelt, verdient er Strafe oder nicht?
    Alle Strafe, die schwerste Strafe!
    Lubano Die Strafe wird auf uns beide fallen!
    Lubanara Frag nicht danach.
    Sadik Nun denn, Lubano nähere dich. Was schwurst du, als ich dir dies Weib als deine Gattin versprach?
    Lubano Was soll ich denn antworten?
    Lubanara Sie zu lieben bis in den Tod.
    Lubano Sie zu lieben bis in den Tod.
    Sadik Liebst du sie auch?
    Lubano Das glaub ich.
    Sadik Liebt auch sie dich noch?
    Lubano Sie sagt´s wenigstens! - Ob´s wahr ist, weiß ich halt auch nicht so recht.
    Sadik Sie liebt dich nicht.
    Lubanara Was?
    Lubano Das mach' ddu jetzt mit ihm allein aus, du wirst am Besten wissen, wie dir´s ums Herz ist.
    Lubanara Lich liebte meinen Mann nicht?
    Sadik Nein, sag ich. Wenn du wahre Liebe für ihn fühltest, so könntest du unmöglich ihn so in Gefahr stürzen. Habt ihr vergessen, daß nach unseren Gesetzen sich nur Jünglinge und Mädchen dem Altar Astromontes nähern dürfen? Durch euch ist nun der Tempel entweiht, und wir sind vielleicht alle ein Opfer des rachsüchtigen Astromontes.
    Lubanara Lieber Sadik! Ihr seid zwar unser Vater, unser Gebieter auf dieser Insel, aber ihr malt den Teufel immer schwärzer als er ist.
    Lubano Wie unvernünftig du daherschwätzt.
    Lubanara Erlaubt mir, frei zu sprechen. Wer ist Astromonte, den wir lieben, ehren und fürchten müssen? Ein weiser Mann, ein gütiger Mann, der wohltätig uns schützt, so lang wir ihm opfern. Ein Mann, der auf unsere Feunde mit Feuer und Schwert herabfährt, sobald sie unsere Ruhe stören. Ein Mann, der mit Donnerwolken antwortet, sobald man ihn beleidigt. Daher wer ihn schätzt und verehrt so wie ich, der kann sich seineem Altar ebenso nähern wie jeder Jungfrau und jeder Jüngling. Und so alt bin ich nun noch nicht, daß so ein graubärtiges Männchen Ekel und Abscheu vor mir haben könnte. Und MEIN Bärtchen... hm! verlohnt sich wohl auch der Mühe, daß man es beguckt.
Henneberg N° 3 So ein schönes Weibchen kann Lubanara So ein schönes Weibchen kann
      Dreiste jedem Mann sich nahn.
      Wär er auch so kalt wie Eis,
      Wie ein Philosoph so weis,
      Noch einmal sein Bart so lang-
      O so ist mir doch nicht bang.
      Wenn er nicht erhaben spricht,
      Lächle ich ihm ins Gesicht.
      Kützelt dann dies Pfötchen zart,
      Ihn am silberweißen Bart,
      Und er bleibt noch wie ein Stein,
      Will ich kein schön Weibchen seyn.
    Sadik Geh, leichtsinniges Weib. Du Lubano! Zur Strafe, dass du dich von deiner Frau betören ließest, den heiligen Tempel zu entweihen, wirst du Bogen und Pfeil von dir ablegen und solange kein Wild mehr jagen, bis du deine übereilte Handlung hinlänglich bereut hast. Lubanaras Strafe überlaß ich Astromonte! Weh ihr, vielleicht lauert Eutifronte schon auf seine Beute und freut sich, sie mit ihm in den Abgrund zu stürzen. Fort nun Sträfliche!
    Lubano Zu was einen die Weiber auf der Welt nicht bringen können.
    Sadik Wo ist Nadir? Wo ist Nadine? Wo sind meine Kinder?
       
       
    Nadir, Nadine Hier Vater!
    Sadik Ihr seid nicht einen Deut besser als diese beiden. Denn ihr habt Ihnen ja den Einlass in den Tempel erst ermöglicht.
    Nadir Bester Vater! Wir wußten nicht -
    Sadik Was?
    Nadir Daß sie schon Mann und Frau sind.
    Sadik Nun gut, es sei euch verziehn, aber wird auch Astromonte ihnen vergeben?
    Alle O ja, er wird, gewiß!
    Sadik Und wenn nicht, wenn mein Herz noch heute vor Jammer und Schmerz vergeht? O ihr wißt nicht, daß heute der schrecklichste Tag meines Lebens beginnt, vielleicht seh' ich Nadinen heute zum letzten Male. - O, Tochter - Man wird aus meinen Armen dich reißen.
    Nadir Ha! Bei allen Göttern! Wo ist der Mächtige, der sich erkühnte?
    Sadik Schweig und murre nicht, fallt hin auf eure Knie und bittet Astromonote, daß er Nadine nicht entführe.
    Nadir Wie? Der weise Astromonte, unser Beschützer, soll Nadine mir entführen?
    Sadik Eben der.
    Nadir Der, dem wir opfern, könnte zwei Herzen trennen, die sich ewige Liebe schwuren?
    Sadik Eben der!
    Nadir Ha! So soll ewiger Fluch….
       
       
Schack N° 4 Welch reizende Musick Chor Welch reizende Musick erhebt
      Die Herzen feyerlich!
      Welch hohe Majestät belebt,
      Und strahlet rings um sich!
  Recitativ. Genius An euch Bewohner dieser Insel
      Schickt der große Astromonte mich,
      Euch zu verkündigen, daß er nun bald erscheint;
      Er kommt versöhnt, kommt als ein Freund,
      Und freuet eures Opfers sich.
    Alle Du gutes Wesen, wir sind sein,
      Weil unsre Opfer ihn erfreun.
    Genius Du Vater dieser Insel, höre mich!
      Hier ist auch ein Geschenk an dich.
      Sieh dieser Vogel, Astromonte weiht
      Ihn dem Unschuldigsten der Mädchen heut.
    Mädchen 1 Das bin ich ganz allein,
    Mädchen 2 Ich bin es, er ist mein.
    Mädchen 3 O geht, ihr mögt die rechten Seyn!
      Mein ist der Vogel, mein.
    Mädchen 4 Dein Stolz wird, wenn ich rede, fallen,
      Ich bin die reineste von allen.
    Mädchen 1 Doch nicht wie ich, ich steh dafür!
    Mädchen 2 Ich bin die frömmste, glaubet mir.
    Mädchen 3 Ich bins ganz allein.
    Mädchen 4 Ich muß es seyn!
    Genius Still! Um allen Rangstreit zu vermeiden!
      Soll Sadik dieses so entscheiden:
      Bey welcher dieser Vogel singt,
      Sobald sie ihn von ihm empfängt,
      Die wird die Allerreinste seyn,
      Verdient den Vogel ganz allein. -
      Und nun lebt wohl ihr lieben Leute,
      Bis wir uns wieder sehen.
      Ihr schönen Mädchen, lebet wohl,
      Es mög euch glücklich gehen!
      Ihr guten Jünglinge, lebt wohl!
      Der Tugend euch zu weih'n
      Soll eurer stetes Streben seyn.
      Lebt wohl! Lebt alle wohl!
    Chor Du holder Jüngling lebe wohl,
      Den Astromonte sandte,
      Bring ihm des Dankes heißen Zoll
      Von diesem ganzen Lande!
      Seht wie er durch die Wolken dringt,
      Von Götterglanz umgeben!
      Beinah' sich bis zur Sonne schwingt,
      Seht ihn dort oben schweben.
      Des großen Astromonte Macht,
      Könnt ihr hieraus ersehen,
      Kommt laßt uns länger diese Pracht
      Auf jenem Berge sehen.
       
       
    Lubanara Ha ha ha! Meinen lieben Mann hab ich ganz sanft eingeschlummert. O ich wollte, er schlief bis morgen Mittag, umso eher könnt ich Astromonts Ankunft beiwohnen. Wo geh ich nun hin? Dem Tempel darf ich mich nun wohl nicht mehr nähern. Ach, ich mische mich einfach heimlich unter die Zahl der Mädchen. wie schön wäre es, wenn Astromonte mich statt eines dieser Mädchen zu sich in den Wagen heben würde. Das müßte eine Wonne sein, so über Meer und Felsen dahin zu schweben! O du guter Astromonte, wüßtest du, wie gut ich dir bin, du kämst noch in diesem Augenblick, mich zu holen.
       
       
    Lubano Hier bin ich schon.
    Lubanara Ha, ha! Guter Astromonte! Strafe mich nicht.
    Lubano Astromonte wird dich nicht strafen, aber dein Mann wird dich prüfeln. Hab ich dich erwischt?
    Lubanara Ha ha ha!
    Lubano Wie? Du lachst noch, nach dem, was ich von dir gehört habe?
    Lubanara Du narr, ich wußte ja, daß du mich belauscht hast.
    Lubano Das hast du gewußt?
    Lubanara Freilich! Ich hab sogar gewußt, daß du nicht schläfst.
    Lubano Wirklich? Nu, weil du gar so viel weißt, so wirst du wohl auch schon wissen, daß du dich jetzt ins Haus  hineingbegeben wirst?
    Lubanara Das allerdings hab ich noch nicht gewußt.
    Lubano Nicht? Und ich weiß sogar, daß ich dir, wenn du es wagen sollst, auch nur einen Schritt wieder aus dem Haus zu machen, wirklich Fesseln anlegen werde.
    Lubanara Das heißt, ich sollte lieber gleich reingehen?
    Lubano Je bälder, je besser.
    Lubanara Ich danke für den gütigen Bescheid,
    Lubano Ist meine Pflicht, Madame Lubanara.
    Lubanara O du Strohkopf.
    Lubano Die hat eine Furcht.
       
    Lubanara Mein Ehemann, der Einfaltspinsel aller Männer.
    Lubano So muß man´s machen, um sich im Respekt beei den Frauen zu erhalten. Jetzt muß ich sie auf die Probe stellen, ob sie auch wirklich zu Haus bleibt. Diese schnellen Wechsel der Frauen von Eigensinn zu Gehorsam, hab ich mir sagen lassen, sind Vorboten eines baldigen oder schon verübten Betrugs. Also Monsieur Lubano aufgepaßt.
       
    Lubanara Bist du schon fort, mein naiver Lubano? Ja, er geht. Deine Lubanara wird einen andern Weg betreten, du dorthin, ich dahin. Ach, wie gut das tut, daß ich wieder frei atmen kann. O Freiheit! Göttliche Freiheit! Wer das genießt, hat den Hiimmel auf Erden. Ha, mir ist jetzt so wohl, daß ich gleich hüpfen und tanzen möchte, wenn ich nur einen Schäfer hätte.
       
Gerl N° 5 Halalera, rallalla! Lubanara Halalera, rallalla!
      Ha! Wie wohl, wie wohl ist mir!
      Tanzen mögte ich und springen,
      Wäre nur ein Schäfer hier.
    Lubano Halalera, rallalla!
      Ha! Wie wohl, wie wohl ist mir!
      Tanzen möchte ich und springen,
      Wäre nur eine Schäf'rin hier.
    Lubanara Holla! Der hat mich erwischt!
    Lubano Holla! Die hab ich erwischt!
    Lubanara Nun hab ich ja einen gefunden.
    Lubano Ja Schätzchen, mich hast du gefunden.
    Beide Hallallera, lallala!
    Lubanara Mein Schätzchen, was wirst du nun machen?
    Lubano Dein Tanzen, mein Weibchen, belachen.
    Lubanara Ich ehr' dich ja als meinen Herrn.
    Lubano Drum will ich auch ins Haus dich sperren.
    Lubanara Und du gehst etwa wieder fort?
      Schöner Schäfer! Lebe wohl!
    Lubano Schöne Schäferin! Leb wohl!
      Ja Liebchen so bleibt es beschlossen.
    Lubanara Bleibt es wirklich so beschlossen?
    Lubano Ja Weibchen so bleibt es beschlossen.
    Lubanara Und die Thüre wird verschlossen?
    Lubano Ja die Thür ist schon verschlossen.
    Beide Mum, mum, mum, mum!
      Didel, didel, dum, dum, dum,
      Schöne(r) Schäfer(in) lebe wohl!
       
       
    Lubanara Wie? Er geht wirklich fort, lässt mich hier eingeschlossen zurück? - Lubano - Lubano! Umsonst, er hört mich nicht mehr! O Astromonte, du Schutzgott des schönen Geschlechts, erlöse doch auch das schöne Fräulein aus ihrer Gefangenschaft. Wenn es nur nicht zu hoch hinunter wäre, ich stieg wahrhaftig zum Fenster hinaus. Oder wenn ich nur hexen könnte..... ist denn kein einziger böser Geist in der Gegend, der mich erlöste? Wüsst ich nur einen der unterirdischen Geister zu beschwören, wahrhaftig, ich zögerte keinen Augenblick, meinen Bund mit ihm zu schließen, und wenn es Eutifronte selbst wäre!
      Du mitternächtlicher und fürchterlicher Eutifronte, 
      wirst auch du die verlassene Lubanara nicht erhören!
       
       
Gerl N°6 Du bist erhört, o Weib, dein Bitten drang zu mir Eutifronte Du bist erhört, o Weib, dein Bitten drang zu mir,
      Blick auf! Denn Eutifronte steht selbst vor dir.
    Lubanara Ihr Götter! Das ist Eutifronte selbst!
      Wie zittre ich!
    Eutifronte Ich bin es - zittre nicht!
      Ich bin dir gut, nun höre mich.
Gerl Aria   In finstrer Höhlenkluft verschlossen,
      Von Meereswogen hoch umflossen,
      Lag ich, und sann auf Rache nach.
      Auf Astromonten, den ich fluche,
      Aus ew'gem Haß zu stürzen suche,
      Fall ew'ge Rache, ew'ge Schmach!
      Und als ich deine Stimme hörte,
      Die mich als deinen Retter ehrte,
      So wandte sich mein Herz zu dir.
      Du bist erhört, nimm mein Versprechen,
      Ich will dich, und mich selber rächen:
      Ich steh mit meiner Macht dafür.
      Auf Astromonten, den ich fluche,
      aus ew'gem Haß zu stürzen suche,
      fällt meine Rache, glaube mir.
    Lubanara Ihr Mächte, steht mir bei, ich vergehe vor Angst.
    Eutifronte Warum scheust du meine Blicke, Weib? Sicher hast du mich nicht umsonst gerufen, dessen bin ich überzeugt.
    Lubanara Ich wollte -
    Eutifronte Was wolltest du?
    Lubanara Ich wollte nur versuchen, ob ich den Namen Eutifronte aussprechen könnte, und dann fühl ich auch Erbarmen über dich in meinem Herzen.
    Eutifronte Erbarmen? -- Worüber? - 
    Lubanara Nach unserer Eltern Erzählungen mußt du sehr unglücklich sein, weil der Fluch deines Vaters dich in die Klüfte der Erde verbannte. Dein Bruder Astromonte ist glücklicher, der schwebt ober uns in Wolken daher, und wir alle erkennen und opfern ihm als Schutzgott unsers Landes.
    Eutifronte Und du wähnst, daß Astromonte mächtiger sei als ich? - Leichtgläubige! Eure Opfer sind verschwendet. Ein eeinziger Wink von mir kann euer Land zerstören, und euch in die Tiefe der Erde versenken.
    Lubanara Auf die Art kannst du wohl auch verschlossne Türen öffnen?
    Eutifronte Nichts leichter als dies.
    Lubanara Ha! Aus bloßer Neugierde, nur was mein Mann sagen würde, wenn er die verschlossenen Türen offen fände, möchte' ich eine Probe sehen.
    Eutifronte Es scheint, das Weib verstrickt sich in meiner Falle.
    Lubanara Schöner, schwarzer Eutifronte, wenn du es it leichter Mühe und, ohne mir zu schaden, bewerkstelligen wolltest, so möchte ich wohl gerne, daß du mich in Freiheit setztest. Mein Lubano hält mich nämlich hier eingesperrt.
    Eutifronte Eingesperrt? So ein schöness Weib? Pfui über den unbarmherzigen Mann. Hab acht Lubanara! Ein Wink von mir soll dich in Freiheit setzen.
      Siehst du?
    Lubanara Ha ha ha! Das gefällt mir.
    Eutifronte Ist es mir nun auch erlaubt, dich zu besuchen, schönes Geschöpf?
    Lubanara Es wird mir eine Ehre sein.
    Eutifronte Lubanara soll zu meiner Rache mir dienen.
       
    Lubanara Da kann man sehen, wie die Leute lügen. Man hat mir Eutifronte so bös gemalen, dabei ist er der galanteste Mann von der Welt.
       
       
    Eutifronte Schöne Lubanara, euer Haus ist zwar klein, aber sehr angenehm.
    Lubanara Von hier kann man die ganze Landschaft übersehen.
    Eutifronte Schön und reizend, wahrlich die schönste Gegend, die ich je sah.
    Lubano Was ist denn jetzt das für ein Donnerwetter?
    Lubanara O Himmel, mein Mann.
    Eutifronte Sei ohne Furcht. Lubano. Ich bin erfreut, dich zu sehen.
    Lubano Ich bin auch erfreut.
    Eutifronte Deines Weibes gute Behandlung an mir, erwirbt dir meine Neigung und Freundschaft.
    Lubano Der Mann hat doch Lebensart und weiß mit seinen Freunden umzugehen.
      Potz, Krokodil und Schlangengift, wie ist der in´s Haus gekommen? Wie? - Die Türe offen? Der Kerl wird doch kein Schlosser sein.
    Lubanara Komm doch zu uns herein, lieber Mann.
    Lubano Wenn´s erlaubt ist. - Aber wenn´s den Herrn da oben nichts verschläft, so könnt er auch zu mir herunter kommen; mir ist entsetzlich warm, und da im Freien streicht so eine angenehme Luft.
    Eutifronte Auch das! Komm, Lubanara!
    Lubanara Gleich lieber Mann.
    Eutifronte Nochmals Willkommen, Lubano! Dein Staunen sagt mir, daß ich dir noch ein Rätsel bin.
    Lubano Es ist waahr, ich habe noch nie die Ehre gehabt, - und ich verbiete mir auch in Zukunft allen gerneren Besuch, wenn anders, der unbekannte gute Freund bei mir nicht Arm und Bein verlieren will.
    Eutifronte Lubano! Du wirst deine Worte bereuen.
    Lubanara Mann! Bedenke, es ist -
    Lubano Ei was! Meinetwegen ist er des Teufels Taglöhner, was kümmert das mich! Marsch sag ich, -oder- 
    Eutifronte Komm Weib! Dein Mann soll büßen.
    Lubanara O ihr Götter!
       
       
    Lubano Grausamer Kerl, laß mir Lubanara da. O weh! Jetzt hat mein Weib der Teufel geholt. Ich bitt dich, um alles in der Welt willen, verzeih mir.
      Da ist alles umsonst, die hat der Teufel schon beim Kragen. Aber warum wird mir denn auf einmal der Kopf so schwer, und meine Augen brennen mich wie Feuer.
      O ihr Götter! Was ist das, ich bin verhext.
       
       
Henneberg N°7 Seht doch mit goldenem Geweih Chor Seht doch! Mit goldenem Geweih
      Eilt dort ein Hirsch herbey!
      Spitzet die Pfeile, spannet die Bögen
      Daß wir den stattlichen Hirsch erlegen.
      Wie wird sich Eutifronte freun!
      Stimmt in das Jagdgeschrei mit ein:
      Hau! hau! hau! hau! hau! hau!
    Lubano Ach Astromonte steh mir bey!
      Ich glaub mir gilt das Jagdgeschrey.
      Wo kriech ich armer Teufe hin?
      Ha ich verstecke mich da drin.
      Ich spaße nicht mit diesen Herrn,
      Sie schießen mich für einen Bärn.
    Chorus (da capo)
    Nadine Du bist noch immer so traurig, Geliebter. Sag, welcher Kummer quält dein sanft liebendes Herz? O, sag mir´s.
    Nadir Ach Nadine! Du meine einzige!
    Nadine Wenn ich deine Nadine bin, so sage mir´s.
    Nadir Man wird uns trennen, und ich habe dich vielleicht zum letzten Mal in meinen Armen. Ach, der Gedanke bringt mich außer mich.
    Nadine Du machst mich zittern. Sag, wer sollte uns trennen können?
    Nadir Vielleicht Astromonte selbst.
    Nadine Astromonte ist gütig. Unser Opfer war ihm wert; er nahm es gnädig auf.
    Nadir Ach, du weiß nicht, kennst den Wert deiner Schönheit viel zu wenig, wenn du glauben kannst, daß du ihm gleichgültig sein solltest. Er wird kommen, dich sehen, und dich von mir reißen.
    Nadine Quäle dich nicht, liebster Nadir. Wenn Astromonte das wollte, so hätte er gewiß nicht den Engel des Friedens und der Versöhnung an uns gesandt. Du schweigst, Nadir? Wenn du glaubst, daß es für uns beide gefährlich sei, wenn Astromonte mich sehen sollte, so laß uns fliehen.
    Nadir Engel, das wolltest du?
    Nadine Und du kannst deine Nadine noch fragen?
Henneberg N° 8 Ein Mädchen, die von Liebe heiß   Ein Mädchen, die von Liebe heiß,
      Nicht alles für den Trauten wagt,
      Fühlt nie im Herzen was sie sagt;
      Ihr Innres bleibt so kalt wie Eis.
      Die innig fühlt was Liebe sey,
      Flieht mit dem Mann in Wüsteneyn.
      Theilt Leid und Freud mit ihm allein,
      Sie stirbt für ihn, im Tode treu.
      Nadine hält gewiß ihr Wort -
      Geduld! Ich will nur, eh wir gehn,
      Des Vaters Segen uns erflehn,
      Nadir! Dann flieh ich mit dir fort.
       
       
    Nadir Ha, wie wohl mir´s nun wird, daß Nadine meinen geheimsten Wunsch erfüllen mag. Ja, fliehen will ich mit dir, und sei es auch auf eine unbewohnte Insel! Ich habe ja meine Nadine, und mit dieser mein Glück, mein Alles. Wenigstens entgehen wir so Astromontens Macht.
Schack N°9 Das wirst du nie, das schwör ich dir! Astromonte Das wirst du nie, das schwör ich dir!
  Rec. Nadir Wie? Welch unbekannte Stimme sprach mit mir?
    Astromonte Nie könnt ihr Astromontens Macht euch entziehn.
      Hör Nadir, wenn du mit Nadinen wirst entfliehn,
  Aria   So ist den Frevelnden gewisser Tod beschieden,
      Dies war im Rath der Götter schon entschieden.
  Aria Nadir Welche fremde Stimme hörte ich?
      Sie klang so ernst, so feyerlich!
      Der Ton durchdrang mir Mark und Bein.
      Ihr Götter strafet mich allein!
      Mit Freuden sterbe ich dafür
      Doch nur Nadinen schenket mir.
       
       
Schikaneder N° 10a Finale I - Wohin Nadine, sag es mir Sadik Wohin Nadine, sag es mir.
(Gesang)   Nadine Zu meinem zärtlichen Nadir.
Henneberg   Sadik Warum Nadine schwandest du
(instrumentiert)     So schnell aus meinem Arm?
    Nadine Ich eil dem besten Jüngling zu,
      er liebet mich so warm.
    Sadik Du wirst doch deinen Vater nicht verlassen?
    Nadine Ihr Götter helft! Ich weiß mich nicht zu fassen!
      Die Kindes Liebe - des Geliebten Schmerz
      Drückt Zentnerschwer auf dies gepreßte Herz.
    Sadik Nadine du zerreißest dieses Vaterherz!
    Nadine Ach Vater in mir tobt ein namenloser Schmerz.
    Sadik Wirst du nicht achten mein Gebot,
      Die Heilifste der Pflichten brechen,
      So werden mich die Götter rächen -
      Dich trift Verachtung Fluch undTod.
    Nadine Mein Vater gab den Segen mir,
      Und hohe Unschuld wohnet hier.
    Sadik Dein Vater gab den Segen mir,
      Und hohe Unschuld wohnet hier.
    Beyde O welch ein schwarzer Tag ist heute!
      Ich unterliege diesem Leide.
       
       
Schikaneder N° 10b Finale I - O liebster Vater, hört unsre Bitt' Schäferinnen O liebster Vater, hört unsre Bitt',
(Gesang)     Und theilt uns Mädchen den Vogel mit!
Henneberg     Der Genius sagte, er sänge so schön.
(instrumentiert)     O holt ihn, wir möchten ihn hören und sehn.
    Sadik Wohlan! Stellt euch in Reyhen an,
      Laßt sehn, wer ihn verdienen kann -
      Gehorch Nadine meinem Wort,
      Geh nicht mehr aus dem Tempel fort.
    Nadine Ach nun ist es um mich geschehen!
      Nadir wird wohl mich immer sehen.
      Verzweifelnd sucht er dann den Tod!
      Erbarmt euch Götter meiner Noth!
    Übrige Seht doch! Seht! Nadinens Blicke
      starren wild zur Erde hin;
      Als ob tiefer Gram sie drükte,
      trüb und düster ist ihr Sinn.
    Sadik Nun mag der Vogel es entscheiden
      Wer die Unschuldigste von Euch -
    Schäferinnen Wir halten ihn mit tausend Freuden,
      Gebt her, wir halten ihn zugleich.
    Schäfer Ihr Mädchen nein, das kann nicht seyn,
      Es hält ihn jede ganz allein;
      Seht doch die lieben Mädchen an!
      Sie stecken alle voller List!
      ich will doch sehen, welche dann
      Die Allerreinste, Zärtlichste ist.
      Der Genius sagte er sänge so schön,
      O holt ihn, wir möchten ihn hören und sehn.
    Sadik Stellt Euch in Ordnung her zu mir,
      Nun schweiget alle still!
    Schäfer O weh! noch ist der Vogel still!
    Sadik Nun Tochter ist die Reih an dir!
    Schäfer Nadine ist der Mädchen Krone!
      Seht, wie beschämt die andern gehen
      Der Unschulld wird er nun zum Lohne,
      Er singt so herrlich, singt so schön.
    Schäferinnen Der Vogel ist der Höll' entrückt,
      Von Eutifronte ausgeschickt.
    Alle Glück und Heil Nadine dir:
      Dein ist der Vogel -
Schikaneder N° 10c Finale I - Seht doch! Mit goldenem Geweih Jäger Seht doch! Mit goldnem Geweih
(Gesang)     Eilt dort ein Hirsch herbey!
Henneberg     Spitzet die Pfeile! Spannet die Bögen!
(instrumentiert)     Daß wir den stattlichen Hirschen erlegen.
      Wie wir sich Eutifronte freun,
      Stimmt in das Jagdgeschrei mit ein.
      Hau, hau!
    Lubano Ach Astromonte steh mir bey!
      Mach mich von meinen Feinden frey!
    Übrige Welch fürchterliches Jagdgeschrey!
      Es schallt so schauerlich daher,
      Als wenns von Eutifronte wär.
    Jäger Seht doch! Mit goldnem Geweih
      Eilt dort ein Hirsch herbey!
      Spitzet die Pfeile! Spannet die Bögen!
      Daß wir den stattlichen Hirschen erlegen.
      Wie wird sich Eutifronte freun,
      Stimmt in das Jagdgeschrei mit ein.
      Hau, hau!
    Lubano Ach Astromonte steh mir bey!
      Sie hauen und schießen mich zu Brei!
    Übrige Das ist gewiß Lubanos stimm,
      Und Eutifronte hinter ihm.
  10-4 Lubano Ihr Freunde helft mir aus der Noth!
      Sonst jagen mich die Herrn zu Tod!
      Die Hunde, die Pfeile, die Peitsche, die Bögen,
      Verfolgen mich Armen auf Weegen und Stegen.
      Wo find ich einen sichern Ort?
      Mein Weib hat auch der Teufel fort.
    Alle Da seht, Lubano ist bestraft!
      Er trägt auf seiner Stirne schon,
      Das Merkmal seiner Schand davon.
      Ihr Götter helft durch eure Kraft.
       
       
Schikaneder N° 10d Finale I - Ihr Freunde, ihr Mädchen! Nadir Ihr Freunde, ihr Mädchen! Stellt euch
(Gesang)     in frommer Andacht an.
Henneberg     Denn Astromonte kommt sogleich
(instrumentiert)     Im Wolkenwagen an.
      Nadine, ich vergehe!
    Nadine Nadir, ich vergehe!
    Alle Da seht, hier kommt er schon!
      O welche Pracht
      Zeigt seine Tracht,
      So glänzend wie die Sonne!
       
       
Schikaneder N° 10e Finale I - Erhebet eure Häupter! [Schik+Henn] Astromonte Erhebt eure Häupter, nahet euch
(Gesang) Rec.   Ihr guten Kinder!
Henneberg     Zittert nicht, ich schütze euch.
(instrumentiert) Aria   Ich saß in meinem Wolkenwagen
      Hoch in des Himmels reinster Luft,
      Von Zephirs sanftem Hauch getragen,
      Als zu mir drang der Opferduft.
      Ich hörte euer brünstig Flehen -
      Kein Laut kann meinem Ohr entgehen -
      Und winkte euch Erhörung zu,
      Lebt stets in Unschuld, Fried und Ruh,
      Dann wird einst bey der Gottheit Thron,
      Der schönste Wohnsitz euer Lohn.
    Alle Wir können nur durch dich allein,
      O Astromonte glücklich seyn.
    Astromonte Nie wird ich euch den Schutz versagen,
      Nun gebt das liebste Opfer mir,
      Das kleine Lämmchen, legts in Wagen
      Dann schwing' ich mich sogleich von hier.
    Alle Du guter Schutzgott! Nimm es hin
      Das Opfer, das wir bringen!
      und willst du unser Leben,
      Mit Freuden opfern wir es hin.
    Astromonte Von Herzen dank ich euch deswegen
      Ihr Lieben! Nun gehabt euch wohl!
      Es ströme Friede Glück und Segen!
      Stets geh' es dieser Insel wohl.
      Vor ihren Feinden schütz' ich sie,
      Vergesset Astromonte nie!
    Alle Nie, guter Astromonte, nie!
      Schütz' unsre Insel, segne sie.
    Astromonte O schweig du guter Vogel! Schweig!
      Dein Lied benimmt mir meine Ruh,
      Dein Lied erneuert meinen Gram! -
      Sagt, Mädchen, welche ihn bekam?
    Alle Nadine wars, die ihn bekam.
    Astromonte Wie? Dieses Mädchen heißt Nadine?
      Welch Reitz! Welch unschuldsvolle Miene!
      Welch Glück, daß ich dich sehe.
    Nadir, Nadine Nadine/Nadir, ich vergehe!
    Astromonte Ihr Aug - die holde Miene,
      Ist mir ein Zauberband.
      Willkommen! O Nadine!
      Welch zarte weiße Hand!
      Ist dieses Mädchen nicht erköhren
      Die vor'ge Ruh zu geben mir,
      Dann bin ich ohne Hülf verloren,
      Und weig nagts am Herzen hier.
      Nadine! Ich bedaure dich!
      Du mußt mit mir, komm fasse dich.
      Komm, und sag allen Lebewohl.
    Nadine Nadir!
    Nadir Nadine! - wie ist mir?
    Sadik Meine Tochter!
    Alle O ihr Götter!
Schikaneder N° 10f Finale I - Wuth und Verzweiflung Sadik Wuth und Verzweiflung tobt in mir,
(Gesang)   Nadir Beraubt mich meiner Sinnen!
Henneberg     Fluch! Fluch! O Astromonte dir!
(instrumentiert)     Dem schändlichen Beginnen.
    Alle O Astromonte straf sie nicht,
      Wuth tobt in ihrem Herzen.
      Sonst dächten sie an ihre Pflicht,
      Vergieb es ihren Schmerzen.
Schikaneder N° 10g Finale I - Ich muß Nadinen eilig nach Sadik Ich muß Nadinen eilig nach,
(Gesang)   Nadir Ich muß sie wieder finden
Henneberg   Übrige Wir ziehn euch alle, alle nach,
(instrumentiert)     Vielleicht daß wir sie finden.
    Sadik, Nadir Was Astromonte mir entriß,
      Ist mehr noch als mein Leben.
Schikaneder N° 10f Finale I - Der Teufel hat mein Weib gewiß Lubano Der Teufel hat mein Weib gewiß,
(Gesang)     Er muß mirs wieder geben.
Henneberg   Alle Befreye uns von Angst und Zweifel,
(instrumentiert)     Gieb uns Nadinen doch zurück!
    Lubano O Eutifronte! Schwarzer Teufel!
      Schick mir doch mein Weib zurück!
    Alle O gieb uns doch Nadinen wieder!
      Wir opfern gerne alles auf.
    Lubano Nach zwanzig Jahr kriegst du sie wieder!
      Nur jetzt schick mir mein Weib herauf.
    Alle Umsonst, umsonst ist das Begehren,
      Und Astromonte hört uns nicht.
    Lubano Der schwarze Teufel will nicht hören,
      Weil sie ihm in die Augen sticht.
Schikaneder N° 10g Finale I - So kommt denn ohne zu verweilen Chor So kommt denn ohne zu verweilen,
(Gesang)     Und lasset uns zu Schiffe eilen,
Henneberg     Kommt lasset uns noch weiter fahren,
(instrumentiert)     Als jemals unsre Schiffe waren,
      Nadinen müssen wir befreyn.
      Und wär sie schon
      Beim Acheron!
      Kommt schiffet ein!
       
       
       
       
NN N° 00 Ouverture Atto II.do.    
       
Henneberg N° 11 Ach Astromonte steh uns bey Chor Ach Astromonte steh uns bei!
      Wir sind vom Tod umgeben.
      Ach rette unser Leben,
      Hör unser Angstgeschrey!
      Die Stürme sausen!
      Die Wellen brausen!
      Die Thaue Zittern!
      Die Maste splittern!
      Die Segel krachen!
      Mit offnem Rachen
      Ziehn uns die Schlünde,
      in tiefe Gründe.
    Eutifronte Triumph, Triumph! Ich bin gerochen, 
    (Die Schiffe gehen unter.) ich hab gesiegt!
       
       
    Eutifronte Astromonte sieh herab
  Recitativ.   Sieh meine Macht,
      Ist größer als die deine.
      Ich habe sie zerstört,
      Die Diener deiner Gottheit.
    Genius Nur quälen kannst du die Menschen, nie zerstören,
      Dies läßt Astromonte dir durch mich verkünden!
      Eutifronte! Höre meine Warnung sey weise:
      Versöhne dich mit Astromonte.
    Eutifronte Ewiger Fluch,
      Treffe Astromonten so wie mich.
       
       
    Nadir O ihr Götter! Zu hart sind eure Schläge. O Nadine.
    Lubano Das Wasser ist mein Element nicht; sonst wär ich gewiß ersoffen. O Astromonote, wie kannst du einen so unschuldigen Ehemann, wie ich bin, gar so plagen? - Hab die alle Jahr meinen Hirschen geopfert, ob du ihn bekommen hast, das weiß ich natürlich nicht. Könnt auch nichts dafür, denn meine Meinung war gut. Da bin ich nun ganz allein, weiß weder, wo ich bin, noch weniger, wo der höllische Eutifronte mein Weib hat. Jetzt bleibt mir kein andres Mittel übrig, als ruhig abwarten, bis ein Schiff kommt, das mich mitnimmt, wenn  mich bis dahin der Hunger nicht aufreibt. Das ist ein trauriges Leben, ja, fang nur einer an, verliebt zu werden, hernach hat er alle Plagen auf dem Hals. Hätt ich mich nicht verliebt, so hätt ich kein Weib genommen, so dürft ich jetzt nicht wie ein Narr in der Welt herumlaufen. Jetzt fühl ich erst die Wahrheitslehre, wo mir ein weiser Mann einst sagte:
Henneberg N° 12 Den Mädchen trauet nicht zu viel Lubano Den Mädchen trauet nicht zu viel,
      Denn treulos sind sie alle!
      Ihr Hand und Mund und Augenspiel,
      Lockt uns nur in die Falle.
      Denn wer den Mädchen zu viel traut,
      Der ist ein dummer Teufel,
      Der hat sein Haus auf Sand gebaut,
      Und büßt es ohne Zweifel.
       
      Im Anfang sind sie still und fromm,
      Verstecken ihr Klauen,
      Und sagen: schöner Vogel! Komm,
      Du darfst mir sicher trauen.
      Am Ende spielen sie mit ihm,
      Ballon und blinde Mäuse;
      Das Weib wird Herr, und macht aus ihm
      Den Pudel in dem Hause.
       
      Am End heißt es: Apporte, mon cher.
      Such´s Hölzel! Such Verloren!
      Da! Da! Bring die Panroffeln her,
      wart auf und spitz die Ohren.
      Ich gehe jetzt ein wenig aus,
      du wirst nicht miitgenommen,
      bewahre du indes das Haus,
      wenn etwa Diebe kommen.
       
      Orf sind wir Männer auch nicht nutz
      und schüren erst das Feuer
      und rennen oft dem Weib zum Trutz
      nach Mädchen, wie die Geier.
      Kein hübsch Gesicht hat vor uns Ruh,
      die Braune, und die Blonde.
      Wir tappen, wo wir finden zu,
      Wie Mußje Eutifronte.
    Nadir Nadine! Nadine! -
    Eutifronte Ha! Hier ist doch einer, der meiner Rache entkam.
    Nadir Hülfe! Sie zerreißen mich. Fluch! Ewiger Fluch dir, Astromonte!
    Eutifronte Fluch dem Astromonte? Ha, wohl mir. Solche Worte klingen süß in meinen Ohren.
    Nadir Du ein Gott? Ha ha! Ich spotte deiner.
    Eutifronte So recht, Jüngling! Verwünsche deien ohnmächtigen Gott! Eutifronte wird dich dann schützen.
    Nadir Gib mir Nadine wieder, oder…  
      Allmächtige Götter, wo bin ich?
    Eutifronte In den Armen deines Freundes.
    Nadir Du bist?
    Eutifronte Eutifronte! Zittre nicht und höre mich! - Du siehst an mir Astromontes Bruder. Wir beide Söhne eines berühmten Weisen, dem unter allen, welche die magischen Künste über Sterbliche erhebt, keiner den ersten Platz streitig machte! Er arbeitete viele Jahre lang an dem geheimnisvollen und alles vermögenden Stein der Weisen. Und als nun mit vieler Mühe dies bewundernswürdige Werk der Magie zustand kam, so rief er uns eines Tages zu sich. Kinder, sagte er, ich habe jedem von euch die geheimen Wissenschaften mitgeteilt, ihr könnt beide glücklich sein, und auch anderer Menschen Glück befördern, sobald ihr einig sein werdet. Er schloß dann eine mit Eisen beschlagene Kiste auf, die mit unermeßlichen Schätzen bereichert war. Dies alles ist euer, teilt euch in gleiche Teile. Nur, sagte er zu mir, muß du Eutifronte, deinem Bruder, als Erstgeborenem, diesen kostbaren Stein nicht versagen. Ewiger Fluch ihm, rief ich voll Grimm. Mein Vater unterbrach mich schnell. Keinen Laut mehr, rief er. Eure Uneinigkeit und Haß sind mir längst bewußt, keiner von euch soll ihn besitzen. Er warf den Stein nebst einem Schlüssel in ein Gefäß, und nach einigen geheimnisvollen Worten kam ein Adler geflogen.  Unser Vater schwang seinen Stab und dsagte: Trage es in den Palast des Geisterkönigs, dort werde es aufbehalten, bis die Schlüsse des Schicksals erfüllt sein. Sogleich faßte der Adler das Gefäß und flog mit selbem durch die Luft. Nach einer langen Pause voll innerlichen Kampfes von Schmerz und Zorn, fuhr unser Vater fort: Ihrhabt ihn verloren, dafür ist er einem Sohnevon einem unter euch bestimmt.
    Nadir Vergib, daß ich dich unterbreche. Hattet ihr beide damals auch schon geliebt?
    Eutifronte Erlaube mir. Astromonte uund ich liebten damals die wunderschöne Prinzessin eines reichen Fürsten.- Astromonte war der Begünstigte, er bekam sie zum Weibe, und er zeugte einen Sohn mit ihr, den ich aber in seiner Jugend noch erstickte.
    Nadir Du hast ihn getötet?
    Eutifronte Getötet und mich gerächt.
    Nadir Ich vergehe! Und Astromonts Weib?
    Eutifronte Starb aus Gram! Mein Vater, über mich höchst erzürnt, verfluchte mich, und um meinen Bruder zu trösten, gab er ihm an dem Tage seines zweifachen Verlustes eine Zaubervogel. Hier Sohn, sprach er zu ihm, gebe ich dir das Liebste, was ich noch habe, meinen Vogel, dieser wird alles nach deinem Wunsch an sihc locken.
    Nadir Vogel? O er ist´s. Dieser Vogel lockte auch Nadine an sich, und Astromonte hat sie mir entrissen.
    Eutifronte Also hast du doch Ursache, Astromonte zu fluchen?
    Nadir O nein! Fluchen will ich nicht mehr, nur weinen und bitten, bis er mich erhört.
    Eutifronte Dein Bitten ist umsonst. Du kannst deine Geliebte nur durch meine Hilfe wieder erhalten. Dafür aber mußt du dich entschließen, Astromonte zu töten.
    Nadir O ihr Götter! Das kann ich nicht.
    Eutifronte So ist deine Geliebte auf immer für dich verloren. Komm, erhole dich in meinem Speisesaal. Ich will dich mmit Speit und Trank bewirten, dann will ich den Mordstahl schmieden undd dir den geheimen Weg zu Astromontes Palaste zeigen.
       
       
       
    Lubano Das ist eine abscheuliche Gegend da herum, ich mag hinsehen, wo ich will, so find ich weder Frucht noch Wasser. Wenn nicht bald ein Schiff kommt, so muß ich verhungern. O Astromonote, wie ist dies möglich, daß du mich armen Ehemannn gar so lang kannst leiden sehen?
       
    Lubanara Lubano!
    Lubano Lubanara! Sag mir, bist du´s, oder bist du´s nicht?
    Lubanara Ich bin´s, deine wunderbare Frau.
    Lubano Jetzt ist mir auf einmal Hunger und Durst vergangen. Liebes Weib, wie ist´s dir ergangen?
    Lubanara Je nun, wie man´s nimmt.
    Lubano Residiert etwa gar Eutifronte in dieser Gegend?
       
       
    Lubanara Freilich! O Eutifronte ist ein böser Mann. Er wollte, daß ich ihm Liebe schenken sollte.
    Lubano Nu, und du?
    Lubanara Lieber den Tod, war meine Antwort.
    Lubano Ließ er´s dabei bewenden?
    Lubanara Er mußte wohl. Hör, er dachte, mich mit Gold und Edelstein zu blenden, aber ich -
    Lubano Du hast vermutlich die Augen zugedrückt?
    Lubanara Augen und Ohren.
    Lubano Was ich für eine standhafte Frau hab.
    Lubanara Ja, aber Nadir ist nicht so standhaft als ich. Eutifronte hat ihn schon ganz berückt.
    Lubano Nadir ist jaa mit den Übrigen gescheitert?
    Lubanara Er hat sich zum Glück gerettet wie du. Und nun will Eutifronte ihn zum Werkzeug seiner Rache machen. Er hat Nadir so einzuschläfern gewußt, daß er vor Grimm den Augenblick kaum erwarten kann, Astromonte das Schwert ins Herz zu stoßen. Aber wenn ich Nadir nicht sofort warne und von allem unterrichte, so will ich weig wie eine Katze Miau schreien.
    Eutifronte So verwandle ich dich in eine Katze, Verräterin!
    Lubano Hört ich nicht sprechen? Mir schaudert die Haut. Liebes Weib, das Beste wird sein, wenn wir bald ein Schiff treffen, weiter zu segeln; denn hier gefällt´s mit schon nicht mehr.
NN N° 13 Marsch    
Mozart N° 14 Nun liebes Weibchen ziehest du Lubano Nun liebes Weibchen ziehest du,
      Mit mir der stillen Hütte zu.
    Lubana Miau! Miau!
    Lubano Was red'st du da? Sags nur heraus
      Nicht wahr, nun bleibst du gern zu Haus?
    Lubana Miau!
    Lubano Der Teufel hol' das Miaugeschrey!
      Sag, bleibst du mir alleine treu?
    Lubana Miau!
    Lubano O weh! o weh! ich armer Mann!
      Sie ist behext, was fang ich an?
    Lubana Miau!
    Lubano Du armes Weib, du dauerst mich!
      Ist keine Hilfe mehr für dich?
    Lubana Miau!
Lubano Vielleicht hilft Eutifronte noch,
      Komm, er wird uns verzeihn.
    Eutifronte Diesen Augenblick, Nadir, war ich dein Retter. Lubanara, die soeben ihren Mann gefunden, wollte unser Geheimniss verraten.
    Nadir Lubano lebt?
    Eutifronte Ich hab ihn um deinetwillen gerettet. Hat es zwar nicht um meinetwillen verdient, aber er ist dein Freund, und das ist mir genug.
    Nadir O Dank! Tausend Dank dir, Eutifronte! O könnt ich dies vergelten, mit Freunden. Selbst mein Leben sei für dich gewagt.
    Eutifronte Ich bin belohnt, da du mein gutes Herz erkennst. _ Nun, Nadir, verlasse ich dich. Sobald du einen siebenfachen Hammerschlag hören wirst, so werden auf meinen Befehl unterirdische Geister dich abrufen. Sie werden dich führen in das Gewölbe des Schreckens. Dort wirst du sehen, das Zauberschwert der Rache schmieden für Astromonte. Mit diesem wirst du Nadine dir erkämpfen. Du sollst sehen, was meine Kunst vermag.
NN N° 15 Nadir du siegst, ich mey'n es redlich Eutifronte Nadir du siegst, ich mey'n es redlich,
      Das Schwerdt, so ich dir geb' ist tödlich,
      Und den es trift, der stürzt hinab,
      Hinab ins schwarze düstre Grab.
      Du darfst die Rache muthig wagen,
      Und wirst du wanken oder zagen,
      Denk an Nadinen, dann stößest du beherzter zu.
      Nadir du siegst, ich mey'n es redlich,
      Das Schwerdt, so ich dir geb' ist tödlich,
      Und den es trift, der stürzt hinab,
      Hinab ins schwarze düstre Grab.
      Du darfst die Rache muthig wagen,
      Und wirst du wanken oder zagen,
      Denk an Nadinen, dann stößest du beherzter zu.
    Nadir Das Zauberschwert, sagte er, wird er mir schmieden? Und mit diesem soll ich meine Nadine erkämpfen? Wenn nun aber sein Herz falscher dächte, als seine Reden klingen? Wenn er mich täuschte? - O ihr Götter! In was für ein Labyrinth von Angst und Schrecken bin ich versetzt!
Gerl N° 16 Ihr gütigen Götter [Gerl] Nadir Ihr gütigen Götter, erhört mein Flehen,
      Laßt mich Nadinen bald wieder sehen!
      Erbarmt euch meiner, und gebt meinem Flehn
      Nadinen zurück!
      Seht dieses Sehnen,
      Dies Auge voll Thränen,
      O seht diesen jammernden ängstlichen Blick:
      Der Hoffnung strahlende Sonne
      gibt Ahndung, seliger Wonne,
      Bringt Ruhe mir wieder zurück.
      Dies´Sehnen,
      dies´Auge voll Tränen.
      O jammernder Blick,
      erhebt durch die Wolken sich schon.
      Dies´ ängstliche Sehnen,
      der jammernde Blick,
      erhebt durch die Wolken sich schon.
      zum Throne der Gottheit sich;
      dies´ Auge voll Tränen,
      bringt Ruhe mir wieder zurück.
      der jammernde Blick,
      Der Hoffnung strahlende Sonne
      gewährt mir selige Wonne,
      bringt Tage der Freude zurück.
       
       
    Lubano Nadir!
    Nadir O Herzensfreund, komm in meine Arme.
    Lubano Du bist also wirklich gerettet.
    Nadir Zu meiner Qual. Mein Vater ist tot, unsere Freunde verlofen, Nadine mir entrissen! - Was nützt ein qualvolles Leben mir ohne Nadine!
    Lubano Freund! Du bist nicht allein unglücklich; bin´s auch; bin´s doppelt.
    Nadir Wieso?
    Lubano Du weißt, daß ich vn jeher eine schreckliche Antipathie gehabt habe vor allen Katzen?
    Nadir Nun?
    Lubano Mein Weib, frag sie nur, wirst´s gleich selbst hören.
    Nadir Wie nennt sich euer Unglück?
    Lubanara Miau! Miau!
    Lubano Hast du´s gehört? Das ist das größte Unglück, sie kann nichts anderes mehr sagen als Miau, Miau. Jetzt hab ich eine Katz zum Weib. Das wird ein Diskurss werden, zum Davonlaufen. Kannst du denn gar nichts anders sagen?
    Lubanara Miau! Miau!
    Lubano Miau? Du verrätst gewiß keinen Menschen mehr in der Welt.
      Was ist denn das?
    Nadir Meine Stunde schläft, ich muß fort.
    Lubano Wenn´s zum Speisen geht, komm ich auch gleich mit.
    Nadir Lubano! Du wirst mich begleiten, aber nicht zum Essen.
    Lubano Schade, aber ich begleite dich trotzdem, versteht sich von selbst!
    Nadir Wirst nie von meiner seite dich mehr trennen?
    Lubano Nie, es müsse denn ein neuer Sturm -
    Nadir Sei es, dann sterben wir Hand in Hand als freunde! Komm, Eutifronte wartet unser.
    Lubano Wrd der uns bewirten? Ich sterbe vor Hunger.
    Nadir Unfehlbar.
    Lubano Das wird eine zeure Zeche werden. - Hast du auch so einen furchtbaren Hunger?
    Lubanara Miau!
    Lubano Glaub dir´s, kannst ja Mäuse gangen.
Schack N° 17 Astromonte stirbt durch uns Chor der Geister Astromonte stirbt durch uns,
      Eutifronte siege, und stürze seinen Feind!
  2. Strophe   In finstrer Höhle sey das Mordschwerdt
      Auf Astromonte tödtlich gezückt,
  3. Strophe   Heulend soll er dann sich selbst verwünschen,
      Sein letzter Hauch sey Tod und Pein,
  4. Strophe   Giftige Flammen sprühen aus der Hölle schnell empor,
  5. Strophe   Jauchzet ihr Geister in finstern Klüften dumpf hinab.
      Astromonte falle durch uns;
      Ruft Sieg dem Jüngling!
      Und Eutifronte sey Herrscher, sey unser Gott!
    Eutifronte Hier Nadir! Nimm dies Schwert! Rette Nadine. Räche mich, räche dich selbst. Warum so betäubt? Du wirst doch deinen Schwur nicht brechen?
    Nadir Gib! Aber weh dir, wenn ich Nadine nicht erhalte.
    Eutifronte Nadine ist dein. Kommt, ich will dich vor Astromontes Palast führen. Sieh da hinein, Jüngling! Diesen hohen Fellsen, wenn er dir auch unüberwindbar sscheint, wirst du in einer Minute kraft meiner Kunst leicht übersteigen. Wenn du in der Mitte des Felsens dich befindest, werden turmhohe Feuerflammen gegen dich auflodern, es werden sich Abgründe vor und hinter dir öffnen. Aber scheue keine Gefahr, wandle deinen Weg mächtig und tapfer. Auch werden Krieger versuchen, dich aufzuhalten. Scheu keinen. Mit dem Schwert in der Hand wirst du allen trotzen. Und sieh hier, Nadir, ich vertraue dir noch das Kostbarste an, was ich habe, den Zauberpfeil des Todes. In deinen Händen hat er tödliche Wirkung, alles um dich her kannst du damit zur Erde strecken, sogar den Zaubervogell Astromontes. Hier, nimm ihn, er ist dein. Aber sei standhaft und tapfer! Ich werde dich aller Orten ungesehen begleiten. Sollst du aber nur mit einem Schritt oder Gedanken weichen, was meiner Rache entgegen wäre, so verlierst du nicht nur Nadinen auf ewig, sondern auch dein Tod wird unvermeidlich sein!
       
       
    Lubano Er ist schon wieder unten in der schwarzen Residenz. He! Herr Bergknapp.
    Nadir O lass ihn. Was verlangst du denn von ihm?
    Lubano Ich muß ihn ja fragen, wann er mir meine Hauskatz wieder schickt?
    Nadir  
    Lubano Du Nadir, was ist denn das?
    Nadir O Freund, der Gesang verrät mir den Aufenthalt meiner Nadine. - Nadine! Wo bist du?
      Ach, der Gesang kommt hierher.
      Nadine, ich komm!
    Lubano Und ich geh meine Katze suchen
       
       
    Nadir Nadine! Nadine! Umsonst. Kein Laut mehr. Welch prächtiger Palast. Unfehlbar, Astromontes Aufenthalt. - Soll ich´s wagen, hineinzugehen? Warum nicht? Noch ist mein Herz von Laster frei, noch klebt kein Mord an mir. Astromonte, ich will nur Nadinen wieder, sonst nichts, nur Nadine gib mir wieder, dann schwör ich dir, weder Zauberschwert noch tödlichen Pfeil gegen dich zu kehren. Sieh! Ich lege es sogar von mir, und verhöhnee Eutifrontes bse Zauberkünste auf immer. Nadine! Nadine!
       
  N° 18 Die Lieb ist wohl ein närrisch Ding! Lubano Die Lieb ist wohl ein närrisch Ding!
      doch ihre Macht ist nicht gering,
      Sie macht so weh, sie macht so wohl,
      Ich weiß nicht wie ichs nennen soll?
      Als mich das Ding so hübsch gepackt,
      Und Kopf und Herz mir weg gezwackt,
      Da krappelts hier, da krappelts da,
      Ich wußte nicht, wie mir geschah.
       
Schikaneder N° 19 Mein einziger liebster Nadir! Nadine Mein einziger liebster Nadir!
      Wo bist du? Nadine ruft dir.
      Ihr Jünglinge liebt nicht wie wir -
      Sonst wäre Nadir schon bey mir.
      Vergessen, verlassen bin ich!
      Mir ahndet, das Grab nahet sich.
      Ihr Götter hört Nadinens Flehen,
      Noch einmal laßt Nadir mich sehen.
      Bin einsam, verlassen von Dir [Strophe: Rüdiger Lotter]
      Mein einziger, liebster Nadir!
Hast verloren dich in dem Gewirr
      Sonst wärest du schon bei mir.
      Von Wolken umgeben bin ich
      Als Opfer nahm Astromonte mich
      Ihr Götter, hört Nadinens Flehen,
      noch einmal, laßt Nadir mich sehen.
    Lubano Mizl, Mizl, Mauz. Da ist alles umsonst. Die hat der Teufel schon wieder in seinen Klauen. Jetzt geh ich nimmer weiter, müd'  bin ich, hungrig und durstig bin ich. Jetzt wollt ich schon selbst eine Katze sein, so könnt ich mir doch ein paar Mäuse fangen. Still Lubano! Aus dem Spaß könnte ernst werden. Jetzt will ich nur sehen, ob ich denn gar kein Haus fnde, wo ich anklopfen darf. Was seh ich, welch prächtiges Gebäude. Das nenn ich mir ein Haus, das ist um zweimal mehr wert als das meine. Ob da nicht etwa gar Herr Astromonte wohnt! Der sollt da sein.Ich wollt ihn so lange bitten, bis er dem bösen Eutifronte meine Lubanara wieder abjagt. Ich hab in meinem Leben keinen schlechtern und boshaftern Kerl gefunden, als Eutifronte ist. Ich sollt' Astromontes Macht haben, ich verwandelte ihn gleich in einen alten Raubbären.
       
      O weh! Da ist er. Das heißt, wenn ich ihn nicht so leb hätte. Aber man ann ihm nicht Feind sein, weil er gar so ein lustiger Herr ist.
      Dem Himmel sei Dank, er geht schon wieder, diesmal. Wenn ich keine guten Augen gehabt hätte, der würd' mir´s gegeben haben. Wenn ich den Kerl nur in Grund und Boden verfluchen könnte.
      O weh, da ist er schon wieder. Ich weiß nicht, warum die Leute immer über deen guten Eutifronte schimpfen, und ich find ar ncihts Böses an ihm, und wenn er mir mein Weib wieder gibt, so bin ich imstand, und rauf' mich für ihn herum.
      Jetzt red ich kein Wort mehr.
Mozart N° 20a Finale II Miau Miau Lubana Miau! Miau!
    Lubano Hör ich nicht eine Katze schreyn?
      Das wird gewiß mein Weibchen seyn.
      Wo bist du lieber Schatz?
    Lubana Miau!
    Lubano Ach, ach, mein Weib ist noch eine Katz.
NN N° 20b Finale II - Fühl meine Macht du Bösewicht! Eutifronte Fühl' meine Macht, du Bösewicht!
    Lubano O weh! o weh! der Boden bricht.
NN N° 20c Finale II - O Astromonte höre mich Nadir O Astromonte höre mich!
      Und schenke mir Nadinen wieder!
      Sonst reiß ich deinen Wohnsitz nieder!
      Und mache ihn der Erde gleich.
      Zum letztenmal beschwör ich dich.
      Syrenenvogel! Singst du schon wieder?
      Ha! Fahr hinab ins Höllenreich!
    Nadine Weh mir! O Nadir!
      Dein Pfeil traf mich.
      Nadir, Nadine stirbt durch dich.
    Astromonte Wozu verleitet dich dein Schmerz?
      Der Pfeil ging durch Nardinenz Herz.
    Chor Ihr Götter steht dem Armen bey!
      Nadir that es aus Raserey.
    Nadir Nadine starb von mir?
      Ihr Götter! Wehe! wehe mir!
NN N° 20d Finale II - Jüngling! Nadine ist todt! Chor Jüngling! Nadine ist todt!
      Donner brüllet! Stürme brauset!
      Heulet Himmel, Erd und Meer!
      Klaget Sterbliche und Götter!
      Seht, Nadine ist nicht mehr.
    Nadir Ich wars, der sie morden konnte,
      Fluch, ew'ger Fluch dir Eutifronte!
Mozart N° 20e Finale II - Fort armer Jüngling, eil von hier Genius Fort armer Jüngling, eil von hier,
      Eh' die Verzweiflung dich umschließt.
    Nadir O laß mich an den heil'gen Ort
      Ich sterbe, wo Nadine ist.
    Genius O folge meinem Rath, und fliehe diesen Ort,
      Ich weiß du wirst mir danken, komm eile mit mir fort.
    Nadir Einst wirst du mir/dir es danken
      komm/ich eile mit mir/dir fort.
NN N° 20f Finale II - O schwarzer Teufel, laß mich heraus Lubano O schwarzer Teufel, laß mich heraus.
    Eutifronte Nein, nein, du stirbst in diesem Haus.
      Verwegner! Du fluchtest mir,
      Drum räch' ich mich jetzt an dir.
      Nadir, dein Freund ermorde dich.
    Lubano O schwarzer Kerl, Barmherzigkeit!
      Der Teufel hat ihn wieder fort.
      Den Ehstand trift man weit und breit
      In allen Ecken der Erde nicht an;
      Das Weib eine Katze, ein Gimpel der Mann.
NN N° 20g Finale II - Hier wird dir bald dein Schicksal helle Genius Hier wird dir bald dein Schicksal helle.
    Nadir Verdammtes Blendwerk! Fahr zur Hölle!
    Lubano Nadir ich bitte dich, sei doch gescheid,
      Ich bin Lubano, thu mir kein Leid.
    Nadir Du blendest Höllengeist mich noch einmal,
      Stirb durch dein eigen Schwerdt mit Höllenqual.
    Lubano O weh! O weh!
NN N° 20h Finale II - Nadir, ermord' erst diesen hier Astromonte Nadir, ermord' erst diesen hier.
    Nadir Ihr Götter, wie geschiehet mir?
    Astromonte Denk an Nadine, faße dich!
    Nadir Grausamer! Woran mahnst du mich?
      Ermorde mich, so endet sich mein Leiden.
    Astromonte Wenn du bereust, so harren dein noch Freuden,
      Gibt’s du mir Eutifrontens Schwerdt,
      So sey der Vogel dir verehrt.
    Nadir Hinweg! Er raubte mir Nadinen.
    Astromonte Er bringt dir, was er nahm, Nadinen.
    Nadir Was? Er gibt mir Nadinen wieder?
    Astromonte Nadinen- Sadik - alles wieder,
      Führt dir den wahren Vater zu;
      Denn Astromontens Sohn bist du.
      Dich in der Wiege zu ersticken,
      Versuchte Eutifronte -
      Gerührt von der Unschuld Blicken
      Vertrauten seine Mordgesellen
      Dich in der Wiege denen Wellen -
      Das Übrige weißt du aus Sadiks Munde.
    Eutifronte O Höll und Tod! Der Bube lebt!
      Und trotzte meiner Macht, vor der die Erde bebt.
    Nadir Sag mir, woher weißt du es dann?
      Wer bist du guter alter Mann?
    Astromonte Ich bin dein erster Freund.
    Eutifronte und Geister Glaubs nicht, er ist dein Feind!
    Astromonte Gieb mir dieses Schwerdt, so lohnet dich der Sieg.
    Eutifronte und Geister Du bist verlohren! Eutifronte strafet dich.
    Nadir Du bist mein Freund?
      Da! Es sei dein.
    Astromonte Da! Es sei dein.
NN N° 20i Finale II - Nadir! Nadir! Der Sieg ist dein! Genius Nadir! Nadir! Der Sieg ist dein!
    Eutifronte und Geister O weh! uns drücket Höllenpein!
    Genius Sieh! Hier ist der Stein der Weisen,
      Er ist euer Schutzgott, euer Vater.
    Astromonte In meine Arme, liebster Sohn.
    Nadir Ach bester Vater, welch ein Lohn! -
      Nadine, dein Jüngling schließt dich an sich!
    Nadine Nadir dein Mädchen schließt dich an sich!
    Übrige Und deine Freunde lieben dich.
    Nadine Wo bin ich?
    Alle In den Armen deiner Freunde.
    Nadir O mein Vater!
    Astromonte, Sadik O meine Kinder!
    Lubano, Lubanara Du bist/ich bin keine Katze mehr,
      Und ich bin/du bist kein Vogel mehr.
    Nadine Nadir! Nadir! Der Sieg ist dein!
    Nadir Nadine!
    Alle Freude spricht aus unsrer Miene!
       
       
       
    Eutifronte Fluch euch! Fluch dir! O Astromonte!
    Astromonte Geh, beßre dich erst Eutifronte,
      Bis dahin meide dieses Land.
    Eutifronte und Geister Weh mir/uns wir sind verlohren!
      Sie leben, sie trotzen unsrer Macht.
      Hinab, hinab zur Höllennacht.
Schack N° 20k Finale II - Herr Astromonte! Wir danken euch Lubano, Lubana Herr Astromonte! Wir danken euch 
      Für euren Schutz!
      Hätt' ihr uns nicht befreyt,
      Wär sie/ich noch eine Katz.
      Die Katze war zuvor.
    Chor Nun lasset uns alle mit fröhlichem Munde
      Weil wir so glücklich uns sehn.
      Nadir und Nadine zum ehelichen Bunde
      Den Schutz Astromontens erflehn.
      Kommt laßt uns den Göttern ein Opferfest weihen
      Und jährlich dies freudige Opfer erneuen.
  E n d e