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  https://piramiden.doctorsdome.events
   
   
  Musiktext aus der Oper:
  Babylons Pyramiden
  In Musik gesetzt 
  vom
  Kapellmeister Winter
  Hamburg 1807
  Gedruckt bey Johann Gottfried Müller
  Vereinigungsmenge aller Textquellen
  gebildet von CCC E l l e n b e r g e r Wolfgang
   
   
   
   
   
   
   
   
Pitagoleus Führst du mich wohl gar zur Hölle?
Artandos Sey getrost, wir sind zur Stelle.
  Dieses wunderbare Feuer,
  Dieses seltne Abentheuer,
  Dieser Zauberort noch mehr
  Lockt aus Neugier mich hieher.
  Pitagoleus klopfe an das Thor,
  Und ruf Ragunka mit hervor.
Pitagoleus Herr! Sie soll sehr böse seyn,
  Meisterin in Zauberein.
Artandos Wenn sie die Zukunft mir enthüllt;
  Dann ist mein heißer Wunsch gestillt.
Pitagoleus Auch hat sie noch ein Töchterlein,
  Zum küssen schön, jung, artig, fein.
Artandos Ich will nur die Alte haben,
Pitagoleus Ich mich an der Jungen laben.
Ragunka und Cremona Wie? Unsers Reiches größte Zier,
  Artandos selbst, besucht uns hier?
  Sage, was soll dies bedeuten?
Artandos Der Zukunft Loos mir anzudeuten,
  Dies wünsch' ich große Meisterin!
Ragunka So soll ich dir dein Schicksal deuten?
  Dies reißt all' meine Denkkraft hin!
Artandos Und nun zur Sache laß mich sehn,
  was mit mir künftig wird geschehn.
Ragunka und Cremona Bring mir von drei verschiednen Bäumen,
  Die noch in voller Büthe keimen;
  Drei frische Blätter voller Kraft,
  So wie sie die Natur erschafft.
  Der Bösewicht soll bald erzittern,
  Erstaunt und bebend vor mir stehn;
  Ich will sein Innerstes erschüttern,
  Er soll der Wahrheit Spiegel sehn.
Artandos Die Blätter, die du willst, sind hier!
  Enthülle nun die Zukunft mir!
Ragunka Ach, wehe dir!
Artandos Wie? Wehe mir?
Ragunka Ja, wehe dir!
Artandos Was soll denn dieses Klaggeschrei?
  Laß mich erst hören, was es sey!
Ragunka Du strebst nach Reichen und nach Thron,
  Nach Königs Scepter und nach Kron.
Artandos Das Weib entdeckt die Wahrheit mir,
  Erkennt mich auch das Volk dafür?
Ragunka Getheilt sind noch des Volkes Stimmen!
  Und wagst du es, zu hoch zu klimmen,
  Stürzt dich ein armer Knab hinab
Pitagoleus Was wird denn wohl mit mir geschehen?
  Sieh doch in meine Hand hinein.
Cremona Du mußt von deinem Herren gehen;
  Sonst wird dein Ende schecklich seyn.
Pitagoleus Mein Kind, das mögt' ich recht verstehen;
  Sag' mir, wie wird mein Ende seyn?
Artandos Sprich, wird' ich siegen, oder sterben?
Ragunka Bald wirst du sterben - schmählich sterben.
  Ein Scheiterhaufen - dein Verderben - 
  Flammt dir von diesem Blatt herauf!
  Nur Reue hilft dem Frevler auf!
Artandos Nur Reue hilft dem Frevle auf!
Cremona Willst du auch nun dein Ende hören?
Pitagoleus Ja Schöne, dies ist mein Begehren.
Cremona Strick, Nagel, eine feste Säule,
  Sind deiner schlechten Streiche Lohn.
Pitagoleus Schrick, Nagel, eine feste Säule,
  Sind meiner großen Thaten Llohn.
  Ich wünsch mir nihil horum,
  Spectaculum, Spectaculorum!
Ragunka und Cremona Willst du mehreres noch sehen?
Artandos und Pitagoleus Schweige still, wir wollen gehen.
Ragunka und Cremona Bessert eure bösen Herzen
  Und bereut, was ihr gethan.
Artandos und Pitagoleus Ja durchdrungen ganz von Schmerzen,
  Bereuen wir, was wir gethan.
Ragunka und Cremona Strebt zur Tugend euch zu neigen,
  Und zu schweigen, schweigen, schweigen,
Artandos und Pitagoleus Ja wir schweigen, schweigen, schweigen,
Ragunka und Cremona Schweiget ewig!
Artandos und Pitagoleus Schweige ewig!
Alle Ewig! Ewig! Ewig!
Cremona Ein gutes Kind sagt ohne Scheu
  Der Mutter ihre Triebe,
  Drum, liebe Mutter, sag ich frei
  Daß ich den Jüngling liebe.
  Du sagst: ein Kind soll folgsam seyn
  Und seine Mutter ehren,
  Dann kann sie doch auch keusch und
  Der Liebe Raum gewähren.
  Dir, Mutter, will ich Ehrfurcht weihn,
  Und liebevoll dem Jüngling seyn.
Forte Hat einer nur Philosophie
  so kommt er durch und weiß nicht wie
  der hat oft Geld, weiß nicht warum
  er führt Prozeß dann kommt er drum
  schon beutelt er die Säke aus
  allein es fällt nichts mehr heraus
  ein Philosoph macht sich nichts draus
  und geht zu Fuß in d'Welt hinaus
Forte Du guter schöner Mond willkommen
  mit deinem großen Augenpaar
  du hast mich oft in Schutz genommen
  wenn ich bey meiner Schönen war
  du lachtest freundlich meinen Küssen
  warst immer den Verliebten treu
  du darfst viel sehen und viel wissen
  und bist verschwiegen doch dabey
  ha das muß ein verliebter seyn
  er bläßt so heiß in Mond hinein
  (ach so einem höflichen Gast kann man immer Plaz machen)
  weil der Mond so lieblich scheint
  so empfehl ich mich mein Freund
  jedes von uns weiß zu leben
  und dem andern Platz zu geben
  drum fing ich mein tralala
  ich geh fort und du bleibst da
  tralla la la la la la la la la la la la la la 
Timoneus Hier, Bruder, wohnet meine Schöne,
  Das Mädchen, meines Herzens werth,
  Drum Bruder sprich die heilgen Töne,
  Die unser ganzes Land verehrt;
  Dein Priesterwort verbind uns dann,
  Daß uns kein Mensch mehr trennen kann.
Seleutos O Bruder, was ist dein Begehren?
  Zu knüpfen dich an Weibes Hand!
  Ich muß den Schwur der Priester ehren,
  Zu binden nie ein heiliig Band.
Timoneus Ich schwöre dir, kein Mensch soll wissen,
  Daß uns ein heimlich Band verbind,
  Und Götter dürfen es ja wissen,
  Daß wir durch dich so glücklich sind.
Seleutos Bedenk, wird dies Senides hören,
  Der stets ein guter Vater war.
  Die Nachricht wird sein Herz beschweren,
  Er rauft sich aus sein Silberhaar.
Timoneus Senides soll es nie erfahren,
  Ich schwör es bei dem Himmel dir.
  Sey Bruder, laß die Sorgen fahren,
  Mach fücklich mich und froh mit ihr.
Seleutos Gedulde, laß mich überdenken,
  So etwas wagt man nicht sogleich.
Timoneus Jetzt gleich mußt du mein Glück mir schenken,
  Sonst flieh ich mit ihr dieses Reich.
Seleutos Verweile nur noch diese Nacht!
  Mein Bruder eile nicht so sehr!
Timoneus Ich fliehe, wenn kein Lauscher wacht,
  Dann hast du keinen Bruder mehr.
Seleutos Wohlan! Ich breche meinen Schwur,
  Vergieb mir gütige Natur.
  Hier, Bruder, hast du meine Hand,
  Ich knüpfe eurer Liebe Band!
Timoneus O, Bruder, gründe bald mein Glück,
Seleutos Ja, Bruder, diesen Augenblick.
Timoneus Komm Holdeste der Schönen,
  Dir reich ich meine Hand,
  Den Liebesschwur zu krönen,
  Knüpf uns ein heilig Band.
Cremona Nach meiner Mutter Willen,
  Vertrau ich hier allein,
  Bis Priesterhände stillen
  Die Wünsche, dein zu seyn.
Timoneus Der Priester ist schon hier,
  Verbindet mich mit dir.
Cremona Sag an, du bist ein Priester,
  Im Tempel eingeweiht.
Seleutos Ja Kind, ich bin ein Priester,
  Im Tempel eingeweiht.
Cremona Ich komm - wir eilen beide,
  Mit ihm dem Tempel zu.
Timoneus O Bruder, welcher Freude.
  Du giebst mir Glück und Ruh.
Cremona Komm Priester, führ uns beide
  Geschwind im tempel ein.
Timoneus Ja, ja, er führt uns beide.
  Geschwind im Tempel ein.
Seleutos Ja, ja, ich führ' euch beide.
  Geschwind im Tempel ein.
Timoneus Mein Weib wirst du sodann,
Cremona Dort wähl ich dich zum Mann.
Alle 3. Dann soll euch/mich nichts mehr scheiden,
  Dies bindet bis ins Grab,
  Strömt Götter eure Freuden,
  Von eurem Thron herab.
Forte Heute sind es gerade drey Wochen
  Wo ich mich ohne Weib noch befand
Piana Heute sind es gerade drey Wochen
  Wo ich mich ohne Mann noch befand
Piana + Forte O hätt ich mich doch nicht versprochen
  komm wieder du lediger Stand
Forte Doch da ist sie, jetzt heiß es Verstellung
  eine zärtliche Miene zum Gruß
Piana Doch da ist er, jetzt heiß es Verstellung
  weil der Zeisig betrogen sein muß
Piana liebes Männchen, du bist schon zu Hause
Forte liebes Weibchen, ich bin schon zu Hause
Piana + Forte o wie freut mich´s dich wieder zu sehn
  gar so hart ist mir um dich geschehn
  ohne dich quällt mich ein heimlicher Schmerz
  es klopft mir so ngstlich das Herz
Piana o Verstellung du Göttin der Tücke
  leih mir stets deine Larve zum Spiel
  daß ich täusche mit zärtlichem Blicke
  meines zänkischen Mannes Gefühl.
Forte o verleih mir der Götter Geschicke
  einen Magen wie Eisen und Stahl
  dann gedeih ich trotz weiblicher Tücke
  meines zänkischen Weibes zur Quall.
Piana liebes Kind du vergißt ja aufs Essen
  auf dem Tisch stehet Obst und auch Wein
Forte lieber Engel bald hätt ich vergessen
  mich gelüstet nach Obst und nach Wein.
Piana + Forte essen Mandeln Zibeben  in Ruh
  süße Ananas, Feigen dazu
  so ein glückliches Paar wie wir beide
  ist ein Muster von ehlicher Freude
  nur darf sich das Weibchen | Männchen nicht mucken
  das Weichen | Männchen muß drucken und schlucken
  sie | er sage zu Allem ja ja,
  und Lieb nach der Mode ist da.
Piana Ha, Verräther, ich verstehe
  dies war eine Buhlerin
Forte Schätzchen rein ist unsre Ehe
  es war keine Buhlerin
Piana aus den Augen Ungetreuer
  schwarz und treulos ist dein Herz
Forte Kind ich schwör dir hoch und theuer
  meine Schwüre sind kein Scherz
Piana morgen gleich laß ich mich scheiden
Forte sey nur klug laß dich bedeuten
Piana scheiden laß ich mich ja ja
Forte schrey nicht so man hört dich ja
  muß nur singen vor den Leuten
  auf der Gasse schäm ich mich
Piana hört ihr Leute auf den Gassen
  daß ich mich will scheiden lassen
  morgen scheiden ja ja ja
Forte la la la la la la la la la
Pitagoleus so recht, Kinder seid hübsch lustig
  freuet euch ich bin dabei
Forte lieber Freund ich bitte sehr
  nimm mein Weib ich schenk dir´s gar
Pitagoleus + Piana dies versteh ich nimmermehr
  sage nur bist du ein Narr
Forte o mein Weib macht mir viel Freude
  sicher wird ich noch ein Narr
alle 3 heute ist ein Tag der Freude
  la la la la la la la la la
  nie war ich so froh wie heute
  la la la la la la la la la
Forte Weib ich bitt dich nicht so lustig
  meine Rippen sind entzwey
  Es ist geschehen, wir sind/ihr seid verbunden,
  Uns/Euch trennen Götter selbst nicht mehr.
Cremona und Timoneus O Mann,/Weib, was jetzt mein Herz empfunden,
  Das fühlte ich noch nie vorher.
Seleutos Seyd stille, mäßigt eure Triebe,
  Noch sind wir in dem Tempel hier!
  Dank dir für deine Bruderliebe,
  Dies Bündniß dank ich ewig dir.
Alle 3. Dies Band, das uns das Daseyn gab,
  Ist unauflöslich bis ins Grab!
Seleutos Und nun geschwinde, aus dem Tempel!
  Kein Lauscher ahndet diesen Bund!
Alle 3. Und nun geschwinde, aus dem Tempel!
  Kein Lauscher ahndet diesen Bund!
Chor Der heil'ge Tempel ist entweiht!
  Verrätherei!  - Verrätherei!
Cremona und Timoneus Was ist denn dies? Welch ein Geschrei?
Seleutos Die Priester sindd es, sprecht kein Wort,
  Eilt nach den Pyramiden fort.
  Dort haltet ruhig euch und still,
  Bis ich euch weiter führen will.
Cremona und Timoneus Dort sind wir ruhig, bleiben still,
  Weil er uns weiter führen will.
   
Pitagoleus Frohlocket, liebe Freunde,
  Die Schlüssel sind schon mein!
  Bald soll vom Druck der Feinde
  Brefreit Artandos seyn.
Artandos Du Retter meines Lebens,
  Dich lohn mein heißer Dank!
  Ich hoffte nicht vergebens,
  Ob gleich mein Muth schon sank.
Volk. Auch uns bist du willkommen,
  Weils jeder herzlich meint;
  Wir alle sind gekommen
  Zu retten unsern Freund!
  Willkommen edler Freund!
Artandos Seyd alle mir willkommen! - 
Volk. Was sahst du denn im Tempel?
Artandos Ich sah in Apis Tempel,
  Umringt von Priesterschaar,
  Die Königin des Landes,
  Geführet zum Altar! -
Volk. Du sahst die Königin?
Artandos Ich sah die Königin!
  Ich sah den Oberpriester
  Des Landes Deuterin,
  Die schaudervoll und düster
  Mir heut zum erstenmal
  Verkündigt meinen Fall.
Volk. Sag an, was sprach Senides,
  Was sprach die Deuterin?
Artandos Ganz konnt ichs nicht erspähen,
  Senides sprach sehr still.
  Nur dies konnt ich verstehen,
  Was ich kaum glauben will:
  Wenn morgen früh die Sonne
  Dem Meere ist entflohn;
  So lacht dem Reiche Wonne,
  Ein König ziert den Thron.
Pitagoleus Und du wirst König seyn.
Volk. ja, du wirst König sein.
Artandos Ich kenne eure Liebe,
  doch wenn der Fürstin Wahl
  Für Timoneus bliebe,
  Er würde ihr Gemahl?
Volk. Dann stürzen verheerende Flammen
  Den Tempel zum Schutte zusammen!
Artandos Könnt ihr diese Wort beschwören?
Volk. Artandos soll König uns seyn!
Artandos So ziehet die Schwerdter zu schören,
  Mir ewige Treue zu weihn.
Alle Du König, sonst keiner, wir schwören
  Dir ewigen Treue zu weihn.
Artandos Fluch treffe den Meineid und Tod!
Alle Fluch treffe den Meineid und Tod!
Artandos Und Blitze verkünden ihm Tod.
Alle Und Blitze verkünden ihm Tod.
  Der Schlag hat die Seele erschüttert,
  Mein Innerstes bebet und zittert;
  Seht auf! Wie die Wolken sich thürmen,
  Wie Donner und Blitz uns bestürmen!
  Verlassed den schrecklichen Ort!
  Kommt eilet und fliehet! Fort! Fort!
Forte Sagt mir ihr guten Götter
  warum kommt doch dies Wetter
  hu welch ein Blitz zum Schrecken
  wo soll ich mich verstecken
  wenn ich die Schlüssel hätte
  so ging ich gleich ins Bette
  ach, ach wo find ich sie?
  mir ist - ich weiß nicht wie
  hu das erlebt ich nie
Piana findest du die Schlüssel nicht
Forte hilf mir ich find sie nicht
Timoteus bleibt zurück hier seh ich Leute
Piana Knechte leuchtet näher her
  Ha, da sind sie
Forte wo mein Schätzchen
Piana welche Freude, welche Freude
  an der Thüre stecken sie
Forte nimmermehr: ja wahrhaftig,
  da sind sie
  liebe Götter dankeschön
  dies soll mir nicht mehr geschehn
Piana + Forte Was das Sprichwort pflegt zu sagen
  präge dir in Kopf hinein
  Leute welche Schlüssel tragen
  müssen sehr behutsam sein.
Senides Mein Sohn ruf' die Herolde her
  Ihr beide stellt euch an des Tempels Pforten,
  Verkündiget dem Volk alldorten:
  Daß eine Königswahl zu halten wäre!
  Warum so traurig? Lieber Sohn!
  Sag an, was ist geschehen?
Seleutos Ach nichts - ich dachte eben schon,
  Wie diese Wahl wird gehen?
Senides Wie es der Götter Will wird seyn!
  Geh, führ' das Volk zur Wahl
  Im Tempel ein.
Senides (allein.) Sendet uns ihr guten Götter,
  Einen weisen, frommen Mann,
  Der des Vaterlandes Retter,
  Held und Richter werden kann.
  Daß er schnell, mit Adlerblicken,
  Seh was Recht und Unrecht sey;
  Und zu seines Volks Entzücken,
  Ganz sich seinem Lande weih.
Artandos Senides! Weile! Hör mich an!
  Warum hat man bis jetzt verholen,
  Die Königswahl nicht kund gethan?
  Sag, wer hat dies befohlen?
Senides Gesetze! Königin! Und ich!
Artandos Zur Königin verlanget mich!
Senides Zurück, der Eingang darf allein
  Für Könige und Priester seyn.
Artandos Zur Königswahl berief man mich.
Senides Die große Pforte ist für dich!
Artandos So sag, wo ist die Königin?
Senides Gebeugt sank sie zur Erde hin,
  Und fleht im Tempel, Am Altar,
  Daß ihre Wahl gesegnet sey.
Artandos Ich muß sie sprechen,
Senides Weich zurück!
Artandos Ha Graukopf, fürchte meinen Blick,
  Mein Schwerdt blitzt über deinem Haupt!
Senides das kannst su spalten, aber nie
  Wird dieser Eingang dir erlaubt.
Artandos Weißt du, ich bin von Fürstenstande!
Senides Doch König nicht von diesem Lande!
Artandos Ich kann es werden, zweifle nicht!
Senides Artandos, noch bist du es nicht!
Artandos Zurück! Zurück! Ich muß hinein!
Senides Wagst du nur einen Schritt herein,
  So dringe tieg in dein Gebein
  Mein und der Götter Fluch hinein!
  Und gräßlich soll dein Ende seyn.
Beide Der Fluch hat meinen Arm gelähmet
  Empörend sträubt mein Haar sich schon;
  Wer seine Laster nicht bezähmet,
  den straft der Sünde Lasterlohn.
Priesterchor Höre! Höre! Gott der Götter!
Königin Hör! Die Priester flehn vereint!
  Gieb dem Lande einen Retter,
  Einen König, einen Freund!
   
   
   
   
Senides Du Landesmutter! Königin!
  Besteige deiner Väter Thron!
  Und wähl des reiches Würdigsten,
  Die Liebe sey sein froher Lohn!
  Es sey Gemahl, sey Vater, Freund!
  Und König, der es bieder meint.
Königin so höret Völker! Höret Stände!
  Ich weiß, ihr billigt meine Wahl.
  Ein Mann, den jeder edel nennte,
  Ein taprer Held, sey mein Gemahl!
  Hört alle, ich erkäre frei,
  Daß dieser Timoneus sey!
Volk. Es lebe Timoneus! Es leb die Königin!
Artandos Die Wuth raubt mir das Leben,
  Allmeine Kraft ist hin!
Timoneus Wo bin ich? Welches Beben?
  Cremona! Königin!
Senides, Timoneus O Königin! Die Gnade
  Ist mehr noch! Als der Thron!
Königin Ste auf, du frommer Vater!
  Und bring mir deinen Sohn!
Volk. Artandos ist von Sinnen!
  Und Timoneus bebt.
Königin geliebter, theurer Gatte!
Artandos Wie dieser Bube bebt!
Königin Mein Freund! Mein Timoneus!
Artandos, Timoneus Was soll ich nun beginnen?
  Ach jede Nerve bebt!
Volk. Es lebe Timoneus!
  es leb die Königin!
Senides Ihr Priester, führt den neuen König,
  ins königliche Grabmal ein!
  Und dorten soll er es beweisen,
  Als Mann der Krone werth zu seyn.
Ragunka Königin! Hör meine Klagen
  Ach meine Tochter ist entführt!
Königin Dein Kind entführt?
  Wer kann dies wagen?
  Wer hat dies Kleinod dir entführt?
Ragunka Ich habe keine Tochter mehr!
Königin, Senides, Ragunka So eilt geschwind auf alle Straßen,
  Bringt sie der armen Mutter her!
Volk. Wir eilen jetzt auf alle Straßen
  Und bringen deine Tochter her!
Königin, Senides, Ragunka Fluch dem Verbrecher! Gottes Fluch!
Forte O Königin! Du wirst verzeihen,
  Daß ich mich deinem Throne nah;
  Ich bringe dir hier einen Schleier,
  Den ich in der Pyramide sah.
Senides Wer wagts, den Tempel zu entweihen?
Ragunka Weh mir, es ist Cremonas Schleier!
Volk. Der Tempel ist durch sie entweiht;
  Sie sterbe für die Lüsternheit!
Forte O weh! das hab ich dumm gemacht,
  Du arme Schwester, gute Nacht!
Königin, Ragunka, Senides Hört erst der Unschuld Worte an!
  Vielleicht, daß sie sich retten kann.
Volk. Entweiht der Tempel - sie muß sterben!
  Hier kommt sie zum Verderben.
Cremona Seht, hier ist die Verbrecherin!
  Die sich dem Heiligthume nahte;
  Ein Taumel riß mich gant dahin;
  Seht, wenn ihr könnt, der Unschuld Gnade.
Volk. Hier hört ihr es aus ihrem Munde.
Ragunka Ach, das ist meine letzte Stunde!
Cremona Ich folgte meiner Mutter Tritt,
  Nach unsers Tempels heil'gem Pfade,
  Unwissenheit söhnt meinen Schritt,
  Gebt, wenn ihr könnt, der Unschuld Gnade!
Volk, Priester Nach dem Gesetz stirbt sie noch heute-
  Sie werde wilder Tyger Beute.
Königin, Ragunka, Senides Verzeiht der Unschuld! Ach verzeiht!
Volk Fort! Fort! Sie darf nicht länger leben!
Königin, Senides, Ragunka Verzeiht der Unschuld! Ach verzeiht!
Volk Sie lästerte den heil'gen Ort!
Senides, Königin Ragunka Verzeiht der Unschuld, ach verzeiht!
Volk Fort Tygerknechte! Mit ihr fort!
Forte Ach Weib, ich hab was Dummes gemacht
  Und deine Schwester jetzt verrathen.
  Nun wird sie sicher ohne Gnaden,
  Zur Speis' den Tygern dargebracht.
Piana Ihr Götter! Was ist ihr Verbrechen?
Forte Sie brach des Tempels heilige Weih,
  Schlich in die Pyramide ein,
  Verlohr den Schleier dann dabei,
  Ich fand ihn, gieng in den Tempel ein
  Und bring, weil ich ein Dummkopf bin,
  Den Schleier gleich der Königin.
  O weh! hier bringt man sie schon her!
Forte, Piana Dein Tod, o Schwester! Quält mich sehr.
Cremona Sey ruhig, mich kann nichts erschüttern!
  Die Unschuld darf im Tod nicht zittern;
  O könnt ich nur noch sehn den Mann,
  Dem ich so ganz bin zugethen.
  Doch still, ihn quälen meine Schmerzen,
  Ich will ihn lieber nicht mehr sehn;
  Dann sterb ich doch mit leichtem Herzen,
  Denn Liebe nur ist mein Vergehn.
Cremons, Piana Das war des Todes Schreckenston!
  Er rufet mich/dich, ich bebe schon!
Cremona Mein Lebewohl, o Schwester! Bring
  dem Timoneus, mit diesem Ring.- 
Knechte So komm, das Volk harrt sehnsuchtsvoll;
  Bald würgen dich die Tyger nieder.
Piana, Cremona Wir sehn uns bei den Göttern wieder;
  Geliebte Schwester, lebe wohl!
Cremona Götter! Ach, erbarmt euch mein,
  Lindert meine Todespein.
Ragunka Ungeheuer weicht sogleich;
  Götterblitz verzehre euch.
Volk Ha! Was war das? Welch eine grause Nacht!
  Das war ein Blitz der großen Götter,
  Sie selber sind der Unschuld Retter,
  Cremona lebt durch ihre Macht.
Timoneus Ach Gnade ströme auf sie nieder.
Seleutos Die Unschuld siegte. Sie ist frei!
Ragunka O Tochter!
Cremona O Mutter!
Volk Auf singt Cremona Jubellieder!
  Timoneus und der Königin!
  Ihr Lob schall durch die Lüfte hin.
Cremona, Ragunka O Götterglück! Ich hab dich wieder.
  Der Unschuld sey dies Lob gebracht.
Seleutos, Volk Jauchzet Völker, singt den Göttern Lieder!
  Die Unschuld siegt durch ihre Macht.
   
   
   
  [Vorspiel]
Volk (Coro) König Timoneus lebe!
  lange leb' die Königin!
  Isis' Allgewalt erhebe
  zu des Landes Vater ihn!
  er lebe! Er lebe!
  lange lebe die Königin!
  lange lebe Timoneus!
Pitagoleus Höret ihr desVolkes Wonne?
Artandos Freunde Schrecklich ist für uns die Wonne.
Pitagoleus Schwingt mit mir das Schwerdt der Rache,
  Raub und Mord sey unsre Sache;
  Jeder brenne und verderbe
  König Timoneus sterbe.
Volk (Coro) König Timoneus lebe!
  lange leb' die Königin!
  Segen, Glück und Heil
  umschwebe lang' als Freund und Vater ihn!
Pitagoleus König Timoneus sterbe,
  Eh die Morgensonn erwacht.
Pit. + Freunde Jeder senge und verderbe,
  Mordet ihn noch diese Nacht!
Artandos Freunde sucht euch nur zu fassen,
  Schweigt und höret mich gelassen:
  Timoneus Macht erliegt
  Und Artandos hat gesiegt.
Pitagoleus Hörst du nicht des Volkes Wonne?
Artandos Sie wird schwinden, wie die Sonne.
  Die Königin sprach ich so eben,
  Sie hat mir diesen Dolch gegeben,
  Ihr sagte Timoneus frei:
  Daß er der Krone unwerth sey.
  Er selbst gestand ihr seine Triebe,
  Daß er bereits Cremona liebe.
  Im düstern rachevollen Sinn
  Gab mir den Dolch die Königin.
  Sie schwur Cremona zu verderben,
  Durch meine Hände soll sie sterben.
  Was kann ihr Tod mir heilsam seyn?
  Nein Timoneus sterb allein.
Freunde Heil uns! Es siegt Artandos Macht;
  Es lohen ihm der Krone Pracht.
Artandos Euch dank ich dieses Glück allein,
  Euer Lohn wird ohne Gränzen seyn.
Pitagoleus Was sprechen nun die Priester,
  Was spricht Senides nun?
Artandos Der alte Oberpriester
  Hält unwerth seinen Sohn
  Des Landes Kron zu tragen,
  Weil bei der Prüfung schon
  Der Furchtsame,mit Zagen
  Der Königsgruft entflohn.
Pitagoleus Wo ist denn Timoneus?
Artandos Nach dem Cypressenhain
  Entflohen mit Cremonen,
  Ich hol ihn sicher ein!
Pitagoleus Tönt noch des Volkes Freude?
Artandos Schon ändert sich ihr Sinn,
  sie sützen das Gebäude,
  Beim Schloß der Königin,
  Des Frevlers Ehrenpforten
  Zusamm'n in Schutt und Graus,
  Und löschen aller Orten
  Viel tausend Lampen aus;
  Nur wenige Zerstreuge
  Schrein ihren Taumel aus.
Volk Fluch dem Timoneus!
  er hintergieng uns nur,
  Auf mordet den Verräther,
  Verfolget seine Spur!
anderes Volk Fluch sey ihm und Verderben!
Artandos, Pitagoleus, Freunde Schon brüllt das Volk Verderben!
Artandos Auf Freunde, er soll sterben!
  Mir huldigt Babylon.
Freunde Sey muthig, wir erwerben
  Dir bald des Landes Thron.
Volk Auf, Timoneus sterbe!
Artandos, Freunde Ja, Timoneus sterbe!
  Bald glänzt auf meinem/deinem Haupte
  Des Königreiches Kron.
Cremona Wo bin ich? Ha, da ist die Pyramide
  Durch welche man mich in dem Tempel brachte.
  O grauenvoller Ort,
  Der mich um Ruh und Friede
  So täuschend trog, der mich so elend machte!
  Des Volkes Jubel, seine wilde Freude
  War mir noch nie so fürchterlich, wie heute.
  Ohne Mutter, ohne Gatten,
  Bin ich Arme ganz allein!
  Meiner Hoffnung eitler Schatten
  Wird mein täuschend Schreckbild seyn.
  Kaum bin ich dem Tod entronnen,
  So befällt mich neue Pein;
  Timoneus stolz auf Kronen
  Wird des Landes König seyn.
  Doch weig mehr als alle Kronen,
  Wird ihm seyn Cremonens Hand:
  Er versprach mit treu zu lohnen
  Meines Herzens theures Pfand.
  Und ein Wort vom Mann gesprochen,
  Nimmt das Weib als Eidschwur an.
  Er hat nie sein Wort gebrochen,
  Dank euch Götter! Er ist Mann.
   
Ragunka Hier schlummert sanft ein gutes Paar,
  und träumet süßer Liebe Freuden.
  O wähntet ihr nur die Gefahr
  Cremona! Arme Träumerin!
  Welch grauser Abgrund steht dir offen!
  Wenn ich dir gleich nicht Mutter bin,
  so kannst Du Schutz der Freundin hoffen.
  Doch seht die Königin sich nahen
  und dort Artandos, der Tyrann
  ja, ja, gewiß, sie sind es beide
  ihr Dolch blitzt Mord und Mörderfreude,
  Unglückliche! Erwacht sogleich,
  der Tod ist nicht mehr fern von euch!
Königin, Artandos Nie kann ich meinen Zweck erreichen,
  solang ihr Herz noch hoffend bebt,
  doch Volk und Priester werden schweigen,
  wenn diese Freche nicht mehr lebt.
  hier ruh'n sie wonnevoll und warm,
  und träumen glücklich Arm in Arm.
  ha, dieser Dolch bring dich hinab ins düstre Schattenreich!
Ragunka Weg Unschuldsmörder, weicht sogleich,
  sonst töten Schlangen, Vipern euch!
  ihr Götter, weiht der Unschuld euch!
Ragunka, Artandos, Cremona Weh mir? Was ist geschehen?
  Ganz mit Todesangst umfangen,
  fühl ich Götterstraffe schon. 
  wo ich blicke, seh' ich Schlangen,
  die euch zu verschlingen drohen.
  fort in Tempel, dort allein
  kann für uns noch Hilfe sein.
Ragunka Tod und Verderben droht dem Vaterlande
  mein Aug' späht aller Orten der Verheerung Stempel
  Gepflanzt von heil'gen Händen
  in niniveens Tempel
  zeigt dieser Zweig mir Blut und Greuelthat und Schande
  fromme Priester, opfert, betet,
  fromme Priester, opfert, betet,
  fleht die Göttin um Beistand an!
  wenn sie uns nicht mächtig rettet,
  ist's um Babylon gethan.
  schon seh' ich die Schwerter blinken,
  zwischen stolzen Thürme sinken,
  Greise, Eltern, Kinder, Freunde
  mordet der Verzweiflung Tod.
  Priester, Tempel und Altäre
  fallen durch der Raubsucht Heeren,
  ringsum künden unsre Feinde,
  theurung, Pest und Hungersnot.
Priester fromme Priester,
Ragunka laßt uns opfern
Priester opfert, betet
Ragunka laßt uns beten
Priester fleht der Gottheit Beistand an.
Ragunka stark ist unser Gottheit Hand
Priester dass sie unsre Tempel rette
Ragunka dass sie rette
Priester schütze Priester, Volk und Land
Ragunka dass sie schütze
Priester unsre Rechte, unsren Thron
Ragunka unsre Rechte, unsren Thron
Ragunka + Priester unser theures Babilon.
Forte Wenn ich nur alle Mädchen wüßte,
  die ich schon herzte und schon küßte,
  so würde mir der Atem schwer,
  bis ich mit Zählen fertig wär'.
  Ich liebte schon im zwölften Jahre
  die schöne allerliebste Waare,
  ich war von einem lockern Schlag,
  zwölf Mädchen küßte ich an einem Tag,
  und hatte, wenn der abend schwand,
  zwölf neue wieder bei der Hand.
  und was ich hier nicht küssen kann,
  küß' ich im Sternenreich sodann.
Timoneus Cremona! Holdes Mädchen, ach erschein
  Dein treuer Timoneus harret dein.
  Ich faß es nicht, wo sie so lang mag weilen:
  Was hindert sie, in des geliebten Arm zu eilen?
  Welch eine düstre Ahnd nun martert mich!
  Vielleicht, Cremona, seh ich nimmer dich.
  Vielleicht entriß dich mir die Königin!
  Vielleicht bist du auf ewig mir dahin.
  O nein, ich kenne keine Macht der Erde,
  Die je mich von Cremona trennen werde.
  Wer die holde Liebe kennet,
  Fühlt, wie ich, den süßen Schmerz.
  Wer mich von Cremona trennet,
  Hat gewiß ein Tygerherz.
  Weg mit Schätzen, weg mit Kronen,
  Liebe, Liebe nur erhält.
  Nur Cremonens Herz kann lohnen,
  Ist mein Himmel auf der Welt.
Cremona Dies sind Timoneus Töne,
  Holder komm, ich harre dein!
Ragunka Stille! Mildre deine Töne,
  Daß wir nicht verrathen seyn.
Cremona Wissen muß er, wo ich weile,
  Die Gefahr ist groß und nah.
  Still! Ich hör ihn, Trauter eeile,
  trete leise, ich bin da.
Timoneus, Cremona Ach er/sie ists, ich hab' dich wieder,
  Drück dich froh an meine Brust!
Ragunka Nun entfernt euch eilig wieder,
  Daß kein Lauscher stör die Lust.
Cremona, Timoneus Laß sie lauschen, laß sie lauern,
  unsre Liebe weiß die Welt.
Ragunka Eure Liebe kann nicht dauern,
  Weil euch noch die Trauung fehlt.
Timoneus Hast du ihr noch nichts entdeckt?
Cremona Nein, ich habe nichts entdeckt.
Timoneus Deine Mutter muß es wissen
Cremona Ja die Mutter muß es wissen.
Beide Wir gestehen es ihr frei,
  Was auch unser Schicksal sey.
Cremona, Timoneus Mutter! Was wir dir entdecken,
  Weiß nur einer auf der Welt.
  Höre also ohne Schrecken
  Das Geheimnis, das uns quält.
  Wir sind fest mit heil'gem Band
  Schon vermählt durch Priesters Hand.
Ragunka Weh euch! Weh mir! Nach den Gesetzen,
  Seyd ihr schon mit dem Tod vermählt,
Königin, Artandos, Pitagoleus [Herbei ihr Wachen! Führt sie fort.
  Bei eurem Leben und Gewissen,
  Schleppt sie an jenen Schreckensort,
  Wo solche Frevler müssen büßen.
  Ruft Priester und das Volk herbei,
  Erweckt das Volk durch Rachgeschrei.]
Alle Weh euch | uns! Wir sind verloren,
  Zum Martertode auserkohren,
  Das dieses Fehlers Tilgung sey.
  [No. 10 Pantomima] 32 Takte
Artandos Komm, Oberpriester, wir erwarten dich schon lange,
  Nimm jetzt den Platz des Königs ein.
  Von dir muß noch dies Todesurteil unterzeichnet seyn.
  Bekannt ist dir Timoneus und Cremonsa Verbrechen,
  Gesetze müssen solche Laster rächen!
Senides Ich bin ja Vater, kann nicht morden meinen Sohn.
Artandos Gesetze fordern dies vom Oberpriester - Schweig hievon.
  Der Frevler dulde seines Lasters Lohn!
  Dein Zagen giebt beinah dem Argwohn Oberhand,
  Du kennest jenen Priester, der die Sträflichen verband.
Senides Ha, Mensch! Mit Schadenfreude im Gesicht,
  Das war zu viel - Verleumdung duld ich nicht.
  Gieb her das Urtheil - ich will unterschreiben,
  Dir, Menschenmörder! Wird ihr Tod nicht ungerochen bleiben.
Alle Du lästerst den Gesetzen, wenn du mich Mörder nennst.
  Du lästerst den Gesetzen, wenn du ihn Mörder nennst.
Senides Verzeiht! Was soll ein armer Greis beginnen?
  Der Vaterschmerz beraubt mich meiner Sinnen.
Artandos Vernimm nun Oberpriester, ihr Priester all',
  was ich euch sagen werde,
  Eh ich dreimal berühr das heil'ge Buch mit meinem Schwerdte,
  Entdeck sich der Verräther, der die Strafbaren verband;
  Wo nicht, so schwör ich Tod dem ganzen Priesterstand.
Senides, Priester Wie können wir für Einen büßen?
  Du bist ein ungerechter Mann!
Artandos Schweigt! Ich will seinen Namen wissen.
  Also keiner? Nun sollt ihrs mir dem Leben büßen,
  Ha Krieger eilet, dringt heran!
  Haut alle nieder, Mann für Mann!
Ragunka O haltet ein, Tyrannensclaven,
  Eh euch die Götter rächend strafen.
  Artandos! Hemme dies Gebot,
  Der Priester Tod, ist auch dein Tod.
Artandos Dein Drohen mehret meine Wuth;
  Es ströme durch mein Schwerdt dein Blut!
Ragunka Ihr Götter, rächt der Unschuld Blut!
Alle Weh uns! Dies ist des Königs Schatten!
  Er zeigt uns Wunden voller Blut:
  Fluch sey den Mördern, die es thaten!
Artandos Dies ist dein Blendwerk Zauberin!
  So stürz auch mit den Priestern hin!
  Ihr Krieger, greift sie, führt sie fort!
Ragunka Wer's wagt, den stürzt mein Stab darnieder!
  Artandos! Höre auf mein Wort.
  Hört alle Priester, Menschen, Brüder!
  Wenn wir die Sonn verfinstert sehen,
  Wenn Pyramiden offen stehen,
  Wenn sich des Tempels Säulen drehen,
  Schleppt dich der Todesengel fort.
Artandos Dein Drohn weckt meine Rache wieder.
  Ihr Krieger, haut die Priester nieder!
Seleutos O haltet ein! Ich bins, der in des Tempels Hallen
  Die beiden Liebenden verband.
Senides Weh mir! Wie tief bin ich gefallen,
  Kein Kind küßt mehr des Vaters Hand.
Alle Du? Deine That entweiht dich schon;
  Fort! Enger Kerker sey dein Lohn.
Seleutos Schont meinen Vater, theure Brüder,
  tilgt mein Verbrechen liebevoll.
  Verzeihet meinem Bruder wieder,
  Lebt wohl! Ihr Theuren, ewig wohl!
Artandos Man führe die Verbrecher vor.
  Hört: das Gesetzbuch unsrer Staaten
  Spricht dies zur Strafe eurer Thaten:
  In Pyramidenss Feuermeeren,
  Wird dich die heil'ge Glut verzehren,
  Und du wirst noch in dieser Stunde
  Ersäufet in des Stromes Grunde;
  Sogleich rückt euer Tod heran!
  Bereuet das, was ihr gethan.
Senides Werft Götter Blitze auf mich her;
  Ich habe keine Kinder mehr!
Cremona, Timoneus O quäle dich nicht meinetwegen,
  Ich gehe freudig in den Tod.
Senides Nehmt eines Greises letzten Segen,
  Bald endet Jammer meine Noth.
  Gott stärk' mich in der letzten Stunde,
  Beginnet kühn den lezten Streit;
  Und nehmt den Trost aus meinem Munde,
  Ich folge, wenn ihr nicht mehr seyd.
Alle 3. Wir sterben ruhig, sterben froh,
  Der Ruf der Götter will es so.
Senides Denket meiner!
Cremona, Timoneus Wir denken deiner!
Senides Dorten wird es besser seyn.
Cremona, Timoneus Wo wir uns der Liebe weihn!
Cremona, Timoneus, Senides Keine kalte Menschenhand,
  Trennet dorten unser Band.
Ragunka Was du begehrst ist hier, wo ich steh',
  das Grabmal unsrer Könige,
Knabe Dich bett' ich an du heil'ger Ort!
  und weihe deinem Staube mich
Ragunka Mein Kind! Was suchst du an dem Ort?
  Was hat das Grabmahl denn für dich?
Knabe ich suche, was ich niemahls sah,
  den König, ehmals euch beschieden,
  er ruht in diesem Grabe, ja,
  o schließe auf, o schließe auf, bring mich ihm nahe,
  vielleicht bring' ich dem Reiche Frieden
Ragunka sehr streng verbothen ist es zwar,
  allein sind deine Worte wahr,
  willst du des Landes Retter sein,
  so führ' ich dich schnell hinein.
Knabe die Weisen aus Assyrien sind dankbar dir für das Vergeh'n.
  Komm, Mutter, laß mich gücklich sein,
  führ in den heil'gen Ort mich ein,
Ragunka bringst du dem Reiche Frieden
Knabe ich bring dem Reiche Frieden
Ragunka so führ ich dich hinein
beide ist uns das Glück beschieden,
  wie froh wird alles sein.
Forte (allein) Voller Angst und voller Schrecken,
  Weiß ich nimmer wo ich bin;
  Wird mein Weib mich länger necken,
  So ist all mein Glück dahin.
  Wird sie sich nicht bald vertragen,
  Krieg ich Wasser statt dem Wein;
  Und ein schlechtes Brod im Magen,
  Wird ein traurig Labsal seyn.
  Weiber! Weiber! Was wir leiden,
  Macht uns manche Stunde schwer.
  Ihr verderbt uns viele Freuden,
  Und wir lieben euch so sehr.
   
   
  [Vorspiel]
Königin Wohin wird die Verzweiflung mich noch bringen?
  Ach meine Lieb zu Timoneus ist nicht zu bezwingen.
  Er ist für mich dahin!
  Auf mein Geheiß muß er nun sterben.
  O Erde decke mich!
  Ich konnte kühn die Unschuld selbst verderben.
  Hinein im Ruhplatz stiller Schatten!
  Vielleicht wird Trost dort für mich seyn,
  Ich will hinein zu meinem Gatten,
  Und begend meinen Mord bereun.
  Ihr Schatten, bald schließt sich mein Lauf;
  Nehmt mich in euren Wohnsitz auf.
Schatten Entweich aus diesem heil'gen Orte,
  Noch tauchet deine Hand vom Mordt!
  Hilf Timoneen, hilf Cremonen,
  Sonst wird Verzweiflung schwer dir lohnen.
Königin Ja theure Schatten meiner Ahnen,
  Ists nicht zu spät, so solls geschehn.
Schatten Sie retten, kann dein Glück dir bahnen,
  Eh Furien im Wege stehn.
Königin Sie retten, kann mein Heil mir bahnen,
  Eh Furien im Wege stehn.
  Ja theure Schatten meiner Ahnen, ….etc
   
Timoneus O Flamme, bald verzehre mich,
  Dann find ich, o Cremona dich!
Männer Hier, dies Wasser ist dein Grab,
  Plötzlich stürzt man dich hinab.
Cremona O macht geschwinde, lieben Leute,
  Timoneus harret mein.
Timoneus Ach! Ich höre noch Cremonen.
Cremona Ist dies nicht mein Timoneus?
Beide Traute(r)! ach wo wimmerst du?
Erster Mann Hier im Feuer, wimmert er.
Zweiter Mann Hier, am Wasser, wimmert sie.
Timoneus, Cremona Ach, noch seh ich dich hienieden,
  Dies giebt meinem Herzen Ruh!
Männer Hurtig, Tod ist euch beschieden!
Cremona Liebe Männer, meinem Glücke,
  Gönnet nur noch Augenblicke;
  Hätt' ich Gold und Edelstein,
  Alles sollte euer seyn.
Erster Mann Bruder, ach mich dau'rt das Kind!
Zweiter Mann Besser wärs, wir wären blind.
Erster Mann Sehen wir, was kanns uns nützen,
  Sey sie lebend oder tod.
Zweiter Mann Ja wir gehen, was kanns uns nützen,
  Sey sie lebend oder tod.
Beide Männer Lebe wohl, du gute Seele,
  Zittre nicht, wie gehen schon.
  Daß kein Jammer dich mehr quäle,
  Geh nicht mehr nach Babylon.
Cremona Diese Großmuth glaub ich kaum.
  Ist es Wahrheit, oder Traum?
  Ja, sie fliehen weit hinein!
  Dich Geliebter zu befrein,
  Wär' jetzt meiner wünsche Ziel,
  Doch was seh ich? Ein Ungeheuer?
Timoneus Bald Cremona glühn die Flammen
  Zehrend mein Gebein zusammen;
  Sieh das Feuer nähert sich.
  Götter! Es wird mich verschlingen,
  Timoneus, lebe wohl!
Ragunka Stirb verzehrend Ungeheuer!
  Ach mein Kind! Mir ewig theuer,
  Ach erwache! Liebevoll
  Sorgt die Mutter für dein Wohl.
Timoneus Bald verzehret mich das Feuer.
Ragunka Timoneus, du bist hier?
  Fasse Muth, ich helfe dir.
Cremona Bin ich im reich der Schatten,
  Zur Marter noch beseelt?
Ragunka Hier bring' ich deinen Gatten,
  Dein Liebstes auf der Welt.
Timoneus Dich Theure(r) hab ich wieder,
  Ich ruh' an deiner Brust.
Cremona Dich Trauter hab' ich wieder,
  Du ruhst an meiner Brust.
Alle 3. Blickt Götter auf uns nieder,
  Fühlt unsre reine Lust.
Ragunka Nun fort, nach Babylon zurück!
  Gesunken ist der Feinde Glück!
Cremona, Timoneus Herrscht denn Artandos nun nicht mehr?
Ragunka Ihn peitscht Gewissensangst umher!
  Und niemand achtet seiner mehr.
  Cremona! Tochter hoher Kronen
  Des Königs aus Asyrien,
Alle 3. Dein Glück wird deinen Jammer lohnen
  Und Babylon wird Frieden sehn.
  O Wonne, mehr als Glück der Kronen,
  Durch mich/dich wird Babel Frieden sehn.
Piana Lieber Mann! Komm, gehen wir weiter,
  Sieh, ich bin schon wieder gut.
Forte Liebes Weib! Das ist gescheiiter,
  Mir ists wieder wohl zu Muth.
Forte, Piana Nichts vom Scheiden, bis zum Tode,
  Einigkeit wird besser seyn.
  Statt dem Wasser, das uns drohte,
  Trinken wir nun guten Wein.
  Wie wollen harmonisch der Liebe uns freun,
  Das zärtlichste Forte-Piano stets seyn.
Forte Und sag ich, Piana, komm näher zu mir!
Piana Dann zappelt, mein Forte, Piana zu dir!
Forte, Piana Das tempo sey langsam, es sey auch geschwind,
  So geht es harmonisch, wo Liebende sind.
  Zwei Herzen, die Liebe im Takte erhält,
  Sind glücklich im Forte-Piano der Welt.
Forte Man spielt Pizzicato im friedlichen Haus
Piana Und kommt dann Staccato durchs Leben hinaus.
Forte Bald wird unsre Musik im Lande bekannt;
  ich singe den Baß,
Piana Und ich den Discant.
  Und kommt ein Tenor denn, der Noten versteht,
Forte, Piana So schließt das Duett sich und wird zum Terzet.
Forte Und kommt noch ein Mädchen und sänge den alt,
Piana Ein hübsches gesichtchen, mit schlanker Gestalt,
Forte, Piana So wird das Terzett zum Quartette durch sie,
  Und in den Tuartetten steckt erst Harmonie.
  E werde die Ehe und stets Harmonie,
  Ein Forte, Piano, entstehe durch sie!
  Heut fällt Pizzicato, Staccato dann ein,
  Sonst fallen die töne der Liebe darein,
  Dann schläft man Piano Pianissimo ein.
   
Artandos Ists möglich! Man schließt mich vom Tempel aus,
  Man weicht von mir mit Abscheu und mit Graus!
  Wohin ich gehe, schleicht sich alles zagend fort,
  Als wär an meiner Stirn gezeichnet: Mord.
  Der Pöbel selbst, der heut schon fröhnte meinem Glücke,
  Mißt mich verächtlich und mit kaltem Blicke.
  Wird man meinen Mord entdecken,
  O so ists um mich geschehn!
  Überall seh ich mit Schrecken
  Den entseelten König stehn.
Volk Eilet, sucht den Königsmörder,
  Schleppt ihn bei den Haaren her!
  Götterrache treff den Mörder!
  Unsre Rache treff ihn schwer!
Artandos Weh mir, ich bin verrathen,
  Und entdeckt ist mein Vergehn!
  Ha! Sieh hier des Königs schatten
  Mit der blut'gen Wunde stehn!
  Ha, er schreitet auf und nieder!
  Sieh! - die Erde spaltet sich!
  Raben krächzen Todeslieder,
  Diese Kluft verschlinget mich!
  Priester'1 Hülfe, rettung, Gnade!
  Laßt mich erst die That bereun.
  Eh' auf Orkus schwarzem Pfade
  Furien meine Führer seyn.
  Völker! Hört mein letztes Wort:
  Meine That heißt Königsmord.
Senides Ihr Unterthanen blicket her,
  um eures Königs Sohn zu sehen!
  Von unseren Feinden ward er
  erzogen in Asyrien;
  Das, was sein Vater sterbend ihm vermachte,
  zeigt dies Denkmal hier.
Königin Das Siegel hier an seiner Brust, erkennet ihn.
Volk Ja unser theurer König ists,
  Es schmücke ihn des Landes Kron!
Ragunka Erkennet hier aus Asyrien,
  des Königs Tochter, in Crmeonen.
  Und hier zwei edle Jünglinge,
  Durch welche mich die Götter lohnen.
Seleutos, Timoneus, Cremona O liebe Eltern!
Senides, Ragunka Theure Kinder!
Volk O welch Glück! Welch hohe Lust!
Ein Priester Hört an, Artandos lebt nicht mehr,
  Er stieß sein Schwerdt sich in die Brust.
Chor Fluch drücke ewig seine Erde,
  Der Hölle Marter sey sein Theil.
  Uns treuen Unterthanen werde
  Durch Göttergnade Glück und Heil!
  Es binde stets durch heil'ge Bande
  Uns Treue an des Königs Thron!
  Heil sey dem ganzen Vaterlande!
  Heil sey dem stolzen Babylon!