| Musik-Nr | Rolle | DEUTSCH |
| gesprochen! | ||
| Das Labyrinth | gesungen! | |
| Der Zauberflöte zweyter Theil | ||
| Komposition: Franck Adrian Holzkamp | ||
| Ort und Zeit der Handlung: | ||
| Ein sagenhaftes Land in sagenumwobener Zeit | ||
| Personen: | ||
| Tamino: Tenor | ||
| Pamina: Sopran | ||
| Piktor, ihr Sohn: Tenor | ||
| Papageno: Bariton | ||
| Papagena: Sopran | ||
| Randa, ihre Tochter: hoher Mezzosopran | ||
| Sarastro: Bariton | ||
| Nostrana, Königin der Nacht: Sopran | ||
| Monostatos, ihr Gemahl: Tenor | ||
| Sprecher: Bass | ||
| Eingeweihte: Chor | ||
| 2 Aufseher bzw. 2 Wächter: Tenor/Bass | ||
| 3 Genien (Knaben): Sopran | ||
| 3 Damen: Sopran/Mezzosopran/Alt | ||
| Labygord, Herr des Labyrinths: Bass | ||
| Nr. 1 Vorspiel | ||
| Sprecher | Wie die schwarzen und weißen Felder eines Schachbretts | |
| grenzen das "Reich des Lichts" und das "Reich der Finsternis" aneinander. | ||
| Sie bedingen sich gegenseitig, und das eine Reich kann ohne das andere nicht sein. | ||
| Im "Reich des Lichts" herrscht wie ehedem Sarastro. | ||
| Tamino und Pamina sind vermählt und haben einen Sohn, Piktor. | ||
| Auch Papageno und Papagena leben als Paar und lieben ihre große Kinderschar, | ||
| darunter ihre Tochter Randa, die Piktor zugetan ist. | ||
| Monostatos fand nach seiner Verbannung aus dem "Reich des Lichts" | ||
| Aufnahme im "Reich der Finsternis" bei der Königin der Nacht, | ||
| die ihn zu ihrem Gemahl erwählte. | ||
| Immer noch grollt die Königin ob der erlittenen Schmach durch Sarastro | ||
| und seine Gefährten und sinnt auf furchtbare Rache. | ||
| 2) Nostrana und Monostatos | Monostatos | Welch verfluchte Ehe! |
| Welch verfluchte Partnerschaft! | ||
| Sarastros Kerker wär' mir lieber, | ||
| hätt' noch Würde in der Haft. | ||
| Nostrana | Schweig, du Schwächling! | |
| Du Zerrbild von einem Mann! | ||
| Sarastro ist ein wahrer König, | ||
| zieht jeden in seinen Bann. | ||
| Monostatos | Dann frag ich mich, mein Weib, | |
| warum du ihn bekriegst? | ||
| Wenn du ihn nicht wirklich hasst, | ||
| Du nie und nimmer siegst. | ||
| Nostrana | Ich, ihn nicht hassen? | |
| Nie wurde ein Mann so gehasst! | ||
| Von einem Weib, ihm ebenbürtig, | ||
| ICH bin seine ew'ge Last! | ||
| Monostatos | Und ich dacht, du wärst die meine, | |
| denn ich spür es jeden Tag. | ||
| Sarastro da, Sarastro dort, | ||
| Sarastro ist MEIN ewig Plag'. | ||
| Nostrana | Ich werde ihn vernichten! | |
| Mein ist die wahre Macht! | ||
| Mein Plan, der wird gelingen, | ||
| ich bin die Königin der Nacht! | ||
| Monostatos | Das wäre wohl zu wünschen, | |
| dass dein Plan gelingt. | ||
| Denn Sarastro ist mein Schatten | ||
| bei Tag und in der Nacht. | ||
| Es gibt nichts Schlimmeres | ||
| als den verflossenen Ehemann | ||
| der Gattin als Geist bei Tisch und im Bett. | ||
| Ich hasse dieses Gespenst! | ||
| Nostrana | wWas will ich da sagen? | |
| Mir geht es doch viel schlimmer, als Dir! | ||
| Mir hat er das eigen Fleisch und Blut geraubt, meine Tochter Pamina. | ||
| Dafür wird er bezahlen, mit Zins und Zinseszins. | ||
| Monostatos | War es nicht so, dass du die Tochter als Werkzeug für Sarastros Tod benutzen wolltest? | |
| Und dann den jungen Trottel Tamino dnoch dazu? | ||
| Verloren hast du beide, und das Reich des Lichts strahlt heller als zuvor. | ||
| Nostrana | Schweig! Ich habe lediglich Pech gehabt. | |
| Doch das wird sich nun ändern! Und zwar endgültig! | ||
| Monostatos | Das hoffe ich. Denn solange Sarastro lebt, kann ich nur vegetieren. | |
| Kein Tag vergeht, an dem du mir nicht von seinen Vorzügen erzählst. | ||
| Sarastro kann dies, Sarastro sagte das, | ||
| und alles machte er natürlich viel besser, als der Monostatos. | ||
| Für dich bin ich doch nur ein Ersatzmann. | ||
| Das gefällt mir nicht, ganz und gar nicht. | ||
| Das muss sich ändern. Lieber im Nirgendwo, als hier bei dir. | ||
| Nostrana | Här auf, zu jammern! | |
| Glaubst du, ich habe vergessen, dass ich nur die zweite Wahl für dich war? | ||
| Wer lief den sabbernd hinter Pamina her? | ||
| Wer nervte mich ständig, "Dein Kind muss meine Gattin sein?" | ||
| Hör auf mit deinen Klagen! | ||
| Berichte mir lieber, ob du deinen Auftrag erledigt hast. | ||
| Monostatos | Durchaus, durchaus. | |
| Denn auch ich bin fähig, aber das bemerkst du ja nie. | ||
| Unser Gast wartet bereits sehsüchtig darauf, dich kennenzulernen. | ||
| Nostrana | Was ist das eigentlich für einer, dieser Labygord? | |
| Monostatos | Nun, ich weiß nicht recht, er ist sehr sonderlich. | |
| Eben einer, der für sich allein in den sagenhaften Tiefen der Erde in einem Labyrinth lebt | ||
| und weder Mensch noch Tier ist. | ||
| Man sagt, er sei fast so alt wie die Welt. | ||
| Ist eh ein Wunder, dass ich auf ihn gestoßen bin, | ||
| als ich nach meiner Verbannung aus dem Sonnenreich durch die Welt irrte. | ||
| Er weiß nichts von einem "Reich des Lichts", nichts von einem Sarastro, | ||
| ebenso wenig von dir und deinem Reich. | ||
| Nostrana | Das ist gut so! | |
| Uns soll es recht sein, wenn er nicht weiß, worum es geht. | ||
| Schick ihn herein! | ||
| 3a) Labygord-Thema | Orchester | |
| Labygord | Meine Ehrerbietung, große Königin. | |
| Monostatos hat mir viel von Euch und Eurer Größe und Macht erzählt. | ||
| Nostrana | Danke, danke, doch lasst es nun gut sein. | |
| Kommen wir zur Sache! | ||
| Hat Monostatos Euch informiert, worum es geht? | ||
| Und seid Ihre bereit, mir zu helfen? | ||
| Labygord | Ja. Ich denke, ich habe verstanden. | |
| Mein Reich in den Tiefen der Erde ist stets bereit für Besucher, wenn auch nur wenige | ||
| Menschen es je wieder verlassen, weder tot noch lebendig. | ||
| Nostrana | Garantiert mir, Herr des Labyrinths, | |
| dass die Besucher, die wir Euch schicken werden, | ||
| nie mehr das Licht der Sonne erblicken. | ||
| Labygord | Ihr werdet Eure Gründe dafür haben, | |
| auch wenn ich die Sache nicht recht verstehe. | ||
| Es müssen wohl sehr böse Menschen sein, | ||
| dass Ihr ihnen ein solches Schicksal bestimmt. | ||
| Doch wenn Ihr es wünscht, mächtige Königin der Nacht, | ||
| wird das Labyrinth ihr Grab. | ||
| Nr. 3b) Fanfare | ||
| Sarastro | Nein, nein, mein lieber Tamino, ich bin nicht müde! | |
| Ganz im Gegenteil. Mich beflügelt eine neue Kraft. | ||
| Tamino | Aber warum willst du uns dann verlassen? | |
| Was willst du denn im Morgenland? | ||
| Sarastro | Aus dem Osten empfangen die Völker das Licht, | |
| dort ist die Quelle der Weisheit. | ||
| Danach dürstet mich und deshalb lass mich aus dieser Quelle trinken. | ||
| Tamino | Aber denkst du denn gar nicht an uns? | |
| Sarastro | Doch, ich denke an Euch. | |
| Und ich denke an mich. | ||
| Zu lange schon regiere ich im Reich des Lichts. | ||
| Das ist nicht gut, nicht für's Reich und nicht für mich! | ||
| Nur die Veränderung gewährt uns Bestand! | ||
| Tamino | Das verstehe ich nicht, weiser Meister. | |
| Es ist doch gut so, wie es ist! | ||
| Sarastro | Nein, das ist es nicht. | |
| Träge erscheinen mir die Strahlen des Lichts, | ||
| müde wie die Sonne am Abend. | ||
| Wir brauchen einen neuen Morgen und du, Tamino, sollst sein erster Lichtstrahl sein. | ||
| Tamino | Nein, Sarastro, das kann ich nicht! | |
| Sarastro | "Das kann ich nicht, das kann ich nicht", | |
| das sagst du schon, solange ich dich kenne. | ||
| Ohne deine Pamina würdest du wohl immer noch vor dem Tor der Heiligen Hallen stehen. | ||
| Jetzt ist es an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen! | ||
| Ich tausche das Zepter gegen den Pilgerstab | ||
| und wandere als Morgenlandfahrer gen Osten. | ||
| Und du sollst hier mein Nachfolger sein! | ||
| Dir übergebe ich den siebenfachen Sonnenkreis der Eingeweihten. | ||
| Ich weiß, du wirst es schaffen und ich dulde keinen Widerspruch! | ||
| Nr. 4 Arie mit Chor | Sarastro | Aus dem Osten empfangen die Völker das Licht, so will auch ich nun gen Morgen fahren. |
| Chor | O lieber Meister, verlass uns nicht! | |
| Sarastro | Auf dass die Weisheit sich vollende, | |
| muss ich an des Kreislaufs Anfang gehen. | ||
| Chor | O lieber Meister, verlass uns nicht! | |
| Sarastro | Verzagt nicht, meine lieben Freunde, | |
| ihr seid sicher in Taminos Hand, | ||
| er sei Euer Meister. | ||
| Chor | Drei mal drei auf Tamino, unseren neuen Meister! | |
| Er lebe! | ||
| Sarastro | Dies sei nun mein Zepter | |
| ich sei fortan namenlos. | ||
| Bin ein Pilger unter vielen, | ||
| der Lichtsucher ohne Zahl. | ||
| Nr. 5 Chor | Chor | Wir nehmen Abschied, lieber Bruder, |
| lösen die Hand, doch nicht das Herz. | ||
| Und sei'st du auch im fernen Osten, | ||
| stehst doch in unsrer Kette Band. | ||
| Diesen Bund kann keiner lösen, | ||
| er ist so alt, wie's Menschen gab. | ||
| Und so lang es Menschen gäbe, | ||
| reicht er hinaus bis übers Grab. | ||
| Randa | Es ist schön, mit dir hier zu sein, mein Piktor. | |
| Piktor | Mir geht es genauso, meine liebe Randa. An diesem Ort verschwindet alles andere. | |
| Es ist, als wäre das ganze Universum hier in diesem Punkt. | ||
| Du bist meine Sonne und ich bin dein Planet. | ||
| Randa | Nein, mein Lieber, wir sind zwei Sonnen, | |
| die einander umkreisen, wieder und wieder, | ||
| bis in die Unendlichkeit. | ||
| Nr. 6 Liebesduett | Randa | Ich weiß, du siehst, was ich träume. |
| Piktor | Ohne Worte spricht mein Glück. | |
| Randa | Mir ist's so wohl in deiner Nähe. | |
| Piktor | Wohin du blickst, will ich sehen. | |
| Randa | Dann schließ deine Augen mit mir. | |
| Piktor | Kein Weg, kein Ziel, nur ein Zuhaus. | |
| Randa | Ich möchte mit dir einen Baum pflanzen | |
| und ihn langsam wachsen seh'n. | ||
| Ich möchte mit dir eine Quelle sein | ||
| und fließen bis ins große Meer. | ||
| Piktor | Ich möchte mit dir in die Wüste ziehen, | |
| wo jedes Sandkorn deinen Namen singt. | ||
| Ich möchte mit dir zu den Sternen reisen, | ||
| zu jedem einzelnen ein ganzes Jahr. | ||
| Randa | Wirst du mich je verlassen? | |
| Piktor | Nicht jetzt und nicht im Tod. | |
| Randa | So will ich deinen Spuren folgen, | |
| selbst in der dunkelsten Tiefe der Nacht. | ||
| Randa | Musst du wirklich schon gehen, mein Piktor? | |
| Piktor | Leider, Randa, ich muss nach Hause. | |
| Mein Vater sagt, ich muss beizeiten lernen, was er selbst so lange versäumte. | ||
| Sein neues Amt macht ihm schwer zu schaffen, | ||
| und wenn meine Mutter ihn nicht festhalten würde, | ||
| wäre er sicher schon davongelaufen. | ||
| Randa | Na ja, solche Probleme kennt mein Vater nicht. | |
| Der denkt immer, er kann alles. | ||
| Er geht ganz in seinem Amt als Minister für Natur und Umwelt auf. | ||
| Piktor | Weil er da nichts zu tun hat. Es halten sich doch alle an die Regeln. | |
| Was macht er eigentlich wirklich den ganzen Tag? | ||
| Randa | Er kümmert sich um seine geliebten Vögel. | |
| Mutter sagt, er war schon immer Vogelhändler, seit sie ihn kennt. | ||
| Nur, dass er heute die Vögel nicht mehr fängt, sondern züchtet. | ||
| Piktor | Hauptsache; er ist glücklich. | |
| Doch nun muss ich wirklich gehen. Ich bin schon spät dran. | ||
| Randa | Sehen wir uns morgen, mein lieber Piktor? | |
| Piktor | Natürlich, Randa, wie immer, wie jeden Tag. | |
| 1. Dame | Ich denke, früher ging es uns besser. | |
| 2. Dame | Das Gefühl habe ich auch. | |
| 3. Dame | Unser Status war eindeutig höher. | |
| 1. Dame | Wer sind wir heute schon? | |
| Alle Damen | Alleinerziehende Mütter! | |
| 1. Dame | Erinnert ihr euch, meine Schwestern, | |
| als wir noch der sternflammenden Königin dienten? | ||
| Alle Damen | Ach ja, das waren Zeiten. | |
| 2. Dame | Wir hatten viel mehr Freizeit. | |
| Alle Damen | Ach ja, das waren Zeiten. | |
| 3. Dame | Wir besaßen Würde und Achtung. | |
| Alle Damen | Ach ja, das waren Zeiten. | |
| 1. Dame | Nur Mutter sein ist wenig. | |
| 2. Dame | Zu wenig. | |
| 3. Dame | Viel zu wenig. | |
| Papagena | Hört auf, zu klagen! Euch geht es doch gut! | |
| Alle Damen | Gut? | |
| 1. Dame | Und was ist mit unserem Ansehen? | |
| 2. Dame | Was ist mit unserer Macht? | |
| 3. Dame | Aller Zauber ist uns genommen! | |
| Papagena | Was ist schon Zauber gegen Mutterglück? | |
| Alle Damen | Mutterglück? | |
| 1. Dame | Eine Plage ist es! | |
| 2. Dame | eine Rackerei! | |
| 3. Dame | Und alles ohne Väter! | |
| Papagena | Da bedauere ich euch wohl, denn ich habe meinen Papageno. | |
| 1. Dame | Nun, kein Glück ist ungetrübt. | |
| 2. Dame | Aber er ist ein Mann. | |
| 3. Dame | Eher doch ein Papageno. | |
| Papagena | Ich weiß, Ihr liebt es, mich zu necken. | |
| Doch ich liebe meinen Mann und meine sieben Kinder. | ||
| Nr. 7 Damen-Terzett | Die 3 Damen | Vater werden ist nicht schwer, |
| Mutter sein dagegen sehr. | ||
| 1. Dame | Mein Liebster kam aus den Bergen | |
| und verließ mich nach nur einer Nacht. | ||
| 2. Dame | Meiner kam aus dunklem Tale | |
| und ist dann ins Helle entschwunden. | ||
| 3. Dame | Der meine war ein liebender Schatten | |
| und ging vorüber wie der Sommerwind. | ||
| Die 3 Damen | In der Hitze der Nacht | |
| raubte die Liebe uns die Macht. | ||
| In der Hitze der Nacht | ||
| raubte die Liebe uns die Macht. | ||
| Papageno | So, meine Lieben, dann wollen wir mit Eurer Ausbildung fortfahren. | |
| Habt Ihr auch fleißig den Vogellockrufzauber geübt? | ||
| 1. Knabe | Wozu, Papageno? Kein Mensch muss Vögel locken, | |
| Du züchtest doch genug. | ||
| Papageno | Und wenn ich keine mehr züchten würde, | |
| wie könntet ihr dann Vögel fangen? | ||
| 2. Knabe | Wozu sollen wir Vögel fangen? | |
| Unsere Mütter haben uns zu Vegetariern erzogen. | ||
| Papageno | Papperlapapp! | |
| Vögel sind nicht nur zum Essen da, sondern auch zur Freude. | ||
| 3. Knabe | Meine Mutter sagt aber immer, | |
| die Vögel haben viel mehr Freude am Leben, | ||
| wenn sie frei sind und nicht in einen Käfig gesperrt. | ||
| Papageno | Vergesst den Vogellockrufzauber! | |
| Wie steht es mit dem Zauberlied zur Besänftigung der Löwen? | ||
| Habt ihr wenigstens das geübt? | ||
| 1. Knabe | Vergiss es, Papageno! | |
| Alle Löwen sind im Sonnenreich-Zoo in einem ausbruchsicheren Gehege, | ||
| die muss keiner besänftigen. | ||
| 2. Knabe | Oder sollen wir mit ihnen im Zirkus auftreten? | |
| 3. Knabe | Die drei Knaben mit den Zauberlöwen. | |
| Papageno | Ihr macht es mir nicht leicht. | |
| Es ist wichtig, zu lernen, mit den magischen Kräften umzugehen. | ||
| Alle Knaben | Das wollen wir doch! | |
| Das ist unser größter Wunsch. | ||
| Nr. 8 Knaben-Terzett | 3 Knaben | Die Alten zaubern gar so öd, |
| nur was Nettes und Klinglingtröt. | ||
| Wir wollen mit den Besen fetzen | ||
| und kreischend durch die Lüfte wetzen. | ||
| Schleim soll fließen, es soll krachen, | ||
| Kinder brauchen was zu lachen. | ||
| Jede Nacht ein Feuerwerk, | ||
| über unsrem Puddingberg. | ||
| Dazu fiese Frösch' und Kröten | ||
| und nicht blöde Zauberflöten. | ||
| Wir wollen ein Computerspiel | ||
| das ist doch wirklich nicht zu viel. | ||
| Lassen Bits und Bytes 'tumschwirren, | ||
| dass die Alten sich verirren. | ||
| Wir brutzeln Würste mit Magie, | ||
| was Besseres gab es noch nie! | ||
| Das ist unsere Zauberei, | ||
| nicht Papagenos Einerlei. | ||
| 1. Aufseher | Alarm! Alarm! Es ist etwas Schreckliches geschehen! | |
| Kommt herzu, schnell, schnell! | ||
| Papageno | Ich dachte, die Zeit der Katastrophen sei vorbei. | |
| Was ist geschehen? | ||
| Gibt es nichts mehr zu essen? | ||
| 1. Aufseher | Piktor ist verschwunden! | |
| Alle Knaben | Piktor? Verschwunden? | |
| 2. Aufseher | Ich fand diesen Fetzen seiner Jacke am Waldrand. | |
| Man hat ihm Gewalt angetan, man hat Piktor entführt! | ||
| Alle | Piktor entführt? | |
| Pamina | Sie war es, die dunkle Königin! | |
| Nur sie ist zu solch einem Verbrechen fähig. | ||
| Tamino | Ihr Hass brennt noch immer. | |
| Sie will Rache für ihre Niederlage. | ||
| Ach, wäre doch nur Sarstro hier! | ||
| Er wüsste, was zu tun ist. | ||
| Was soll ich nur machen? | ||
| Pamina | Du bist nun der Herrscher im Reich des Lichts! | |
| Und du bist Piktors Vater. | ||
| Es ist deine Pflicht, den Sohn zu retten. | ||
| Tamino | Das will ich auch, nur, ich weiß nicht, wie. | |
| Was ist, wenn ich den falschen Weg gehe? | ||
| Vielleicht ist alles nur eine Falle und ich sollte bleiben. | ||
| Pamina | Folge deinem Herzen, mein Liebster. | |
| Es wird dir den Weg weisen. | ||
| Randa | Was ist geschehen? | |
| Stimmt es, dass man meinen Liebsten entführte? | ||
| Wer tut mir dieses an? | ||
| Papagena | Alles wird gut, Randa. | |
| Wir haben die Königin der Nacht schon einmal besiegt. | ||
| Tamino wird Piktor retten. | ||
| Randa | Ich will ihn begleiten! | |
| Tamino | Nein, das ist viel zu gefährlich. | |
| Du bist noch zu jung für ein solches Abenteuer. | ||
| Und du bist ein Mädchen. | ||
| Randa | Hat nicht deine Pamina mit dir alle Proben bestanden? | |
| Ist sie nicht vorangegangen durch Feuer und Wasser? | ||
| Pamina | Und auch dieses Mal will ich mit Tamino gehen. | |
| Zu reggen meinen Sohn und zu besiegen meine Mutter! | ||
| Tamino | Pamina! | |
| Pamina | Keine Widerrede, Tamino! | |
| Zusammen sind wir stark! | ||
| Nr. 9 Arie Tamino und Pamina mit Chor | Tamino | Bringt herbei die alten Relikte, |
| bring herbei die Flöte und das Glockenspiel. | ||
| Ihr Zauber soll uns uns'ren Piktor retten. | ||
| Dazu den Dolch, geschmiedet von der dunklen Königin, | ||
| auf dass das Böse das Böse besiegt. | ||
| Wandern wir durch tosende Wasser. | ||
| Wandern wir durch den feuerspeienden Berg. | ||
| Unser Mut soll uns uns'ren Piktor retten. | ||
| Blitz und Donner halten uns nicht fern. | ||
| Der Liebe Tugend, des Vertrauens Kraft, sind der Sieg des Guten. | ||
| Alle außer Tam+Pam | Ihr schafft es! Gemeinsam werdet ihr siegen! | |
| Tamino | Her zu mir, Papageno, mein alter Freund! | |
| Papageno | Was wird jetzt wohl kommen? | |
| Ich trau der Sache nicht. | ||
| Tamino | Pamina und ich brechen nun auf, um Piktor zu suchen. | |
| Doch das Reich darf nicht ohne Führung sein. | ||
| Deshalb setze ich dich zu meinem Stellvertreter ein. | ||
| Papageno | Mich? Bist du dir sicher, Tamino, dass ich der Rechte bin? | |
| Nun, ich bin nicht schlecht, hab stets meine Pflicht erfüllt. | ||
| Auch weiß ich zu repräsentieren. | ||
| Ein gutes Festmahl schätz' ich wie ein wahrer König. | ||
| Tamino | Ich sehe schon, dass du der Richtige bist. | |
| Doch solltest du vor dem Essen die Wachen wohl verstärken. | ||
| Wer weiß, was die dunkle Königin noch alles plant. | ||
| Das Sonnenreich muss in unserer Abwesenheit geschützt sein. | ||
| Papageno | Dafür werde ich Sorge tragen, das Kommandieren liegt mir gut. | |
| He, ihr Aufseher! Verstärkt die Wachen! | ||
| Finale I Nr. 10 Arie Tamino | Tamino | Traurig gehe ich aus dem Sonnenreich der dunklen Nacht entgegen. |
| Folge meinem Schattenwurd, gen Westen wendet sich mein Schritt. | ||
| Dort, wohin die Totenbarken segeln, | ||
| wartet der Fährmann schon auf mich. | ||
| Nr. 11 Arie Pamina | Pamina | Unverzagt will ich wie immer dich begleiten, |
| durch Wasser und durch Feuer, gar den Tod. | ||
| Will mit dir um unseres Sohnes Leben streiten, | ||
| und sollt der Preis mein eignes sein. | ||
| Nr. 12 Terzett 3 Damen | 3 Damen | Welch ein Paar! Welch eine Liebe! |
| Mann und Frau, Frau und Mann, | ||
| die sich gemeinsam mühen, | ||
| den Weg zusammen gehen, | ||
| die Welt für sich erschreiten, | ||
| sich das Glück erstreiten. | ||
| Frau und Mann, Mann und Frau. | ||
| Welch eine Liebe! Welch ein Paar! | ||
| Nr. 13 Duett 2 Aufseher | 2 Aufseher | Geht hinaus und bewährt euch in der Welt. |
| Wehret dem Unrecht, das sich so furchtbar zeigt. | ||
| Nr. 14 Arie Randa | Randa | So jung ich bin, so groß ist meine Wut. |
| So sehr ich lieb, so gewaltig ist mein Zorn. | ||
| Ich wollt', ich wär' ein eLöwin, | ||
| ich wollt' ich wär' ein Schwer. | ||
| Nr. 15 Quintett | Alle | Wir verlieren nie den Mut, |
| wir trotzen der Gefahr. | ||
| Uns're Kraft stürmt die Himmel, | ||
| unsere Zuversicht erhellt die Nacht. | ||
| Ende 1. Aufzug | ||
| Nr. 16 Arie Papageno | Papageno | Jetzt sollt ich meine Qualitäten demonstrieren |
| und den Staat ein bisschen reformieren. | ||
| Nach bestand'nen dunklen Proben | ||
| wird Freund Tamino mich wohl loben. | ||
| Doch womit fang ich bloß an? | ||
| Vielleicht mit dem, was ich am Besten kann? | ||
| Das ganze Land soll an mir gewinnen, | ||
| so will ich forsch und flugs beginnen. | ||
| Euer Herr, Papageno, kündet nun | ||
| was Mann und Weib hier künftig tun. | ||
| Jeder trägt ein schmuckes Federkleid, | ||
| das schmeichelt seiner Eitelkeit. | ||
| Dazu singt er jeden Tag zwei Lieder | ||
| dann ist das Ganze nicht so bieder. | ||
| Dann soll er trällernd für zwei Stunden | ||
| einen Baum im Park umrunden. | ||
| Ein jeder des nachts sein Bett verlässt, | ||
| denn geschlafen wird ab nun im Nest. | ||
| Gedient wird nur noch der Natur, | ||
| im ganzen Reich herrscht Freundschaft pur! | ||
| Nach der Rückkehr von den Reisen, | ||
| wird alle Welt Papageno preisen. | ||
| Doch, ach zu kurz ist mir die Frist, | ||
| ich lass es lieber, | ||
| ich lass es lieber, | ||
| ich lass es lieber, wie es ist. | ||
| Mir deucht, dieser Einfall | ||
| verdient Beifall. | ||
| Papagena | Du bist ein lieber Kerl, | |
| doch von Staatsgeschäften solltest Du wirklich deine Finger lassen. | ||
| Halt einfach still, bis Tamino zurück ist, | ||
| dann machst du am Wenigsten verkehrt. | ||
| Papageno | Nun, ich wäre schon wirklich gerne Chef. | |
| So ein Richtiger, der sagt, was zu tun und was zu lassen ist. | ||
| Mein Leben lang hörte ich: | ||
| "Papageno tu dies, Papageno tu dieses nicht, | ||
| Papageno komm her, Papageno geht weg." | ||
| Papagena | Aber mein Lieber, du bist doch unser Chef. | |
| Meiner und der unserer sieben Kinder. | ||
| Papageno | Das sagst du nur, um mich zu trösten. | |
| Ich weiß genau, wie es wirklich ist. | ||
| Die Kinder sagen "Ja, Papa" und machen, was sie wollen. | ||
| Und du, du bist sowieso meine Königin, der ich nicht widersprechen kann. | ||
| Nr. 17 Arie Papagena | Papagena | Ich lieb dich wie ein Starenschwarm die Trauben. |
| Ich umschwirr dich wie ein kolibri. | ||
| Picken möchte' ich dich, picken wie ein bunter Specht. | ||
| Möchte in dich tauchen wie der Eisvogel ins kühle Nass. | ||
| Ach, ich lieb dich, | ||
| ich lieb dich wie die Vöglein bei der Balz. | ||
| Komm auf meine Schwingen, Papageno, | ||
| lass dich in unser Nestlein bringen. | ||
| Ich watschle mit dir wie ein Pinguin | ||
| und flieg zur Sonne wie ein Aar. | ||
| Ich hüpfe wie ein Wiedehopf | ||
| und renne, wie der Vogel Strauß. | ||
| Ich flatter' wie ein scheues Huhn | ||
| und stürz mich wie ein Falke. | ||
| Komm auf meine Schwingen, Papageno, | ||
| lass dich in unser Nestlein bringen. | ||
| Komm auf meine Schwingen, Papageno, | ||
| lass dich in unser Nestlein bringen. | ||
| Komm, komm! | ||
| Monostatos | Diesen bringe ich Euch, Euer Herr weiß Bescheid! | |
| 1. Wächter | Ja, wir wissen Bescheid. | |
| Ist es euer fester Wille, dass dies alles so geschehen soll? | ||
| Monostatos | Ja, natürlich! | |
| 2. Wächter | Ist es Euer fester Entschluss? | |
| Denn es gibt kein Zurück. | ||
| Monostatos | Ja! Was redet ihr so lange? | |
| Die Sache ist längst beschlossen. | ||
| Nehmt den Knaben und bringt ihn zu Eurem Herrn! | ||
| Beide Wächter | So sei es! Es geschehe also! | |
| Nr. 18 Arie Monostatos | Monostatos | Ich will Schatten werfen auf jede Art von Glück. |
| Meine Begierde heißt Dunkelheit, | ||
| und habe ich keine Freude, | ||
| so gönne ich sie auch andern nicht. | ||
| Ich will Schmerz verbreiten in jedes Menschen Herz. | ||
| Alle Welt soll auf immer leiden, | ||
| so wie ich auf immer litt und auch heut' mein Leid ertrag'. | ||
| Ich will Weinen hören in jeder Tagesstund'. | ||
| Ihr Flehen sei mein Freudenklang, | ||
| wie auch ich einst flehte vergebens, ungehört, verlacht. | ||
| Ich will das Licht zerstören, wo immer es entflammt. | ||
| Ich wurde in Finsternis geboren, | ||
| in einer Nacht so dunkel, ohne jeder Hoffnung Schein. | ||
| Ich will die Lieb' vernichten im ganzen Erdenrund. | ||
| Wie sehnte ich mich selber nach ein wenig Glück | ||
| in eines Weibes liebend Arm. | ||
| Dieses Kind soll nun sterben und alle andern auch. | ||
| Auf dass mein Weib mir endlich erfülle meinen Traum. | ||
| Monostatos | Der Knabe ist verloren. | |
| Nostrana | So wie die anderen auch. | |
| Der Köder ist gelegt, die Beute ist schon unterwegs. | ||
| Nicht mehr lange, und die Falle schnappt zu. | ||
| Den Rest erledigt Labygord. | ||
| Dann ist es vorbei mit der strahlenden Herrlichkeit. | ||
| Vorbei mit dem Reich des Lichts. | ||
| Ich, Nostrana, werde Sonne und Mond vereinen! | ||
| Monostatos | Und ich werde der Herrscher an deiner Seite sein. | |
| Nostrana | Ja,ja. Du wirst mein erster Diener sein. | |
| Monostatos | Höre ich richtig, Diener? | |
| Du vergisst, ich bin dein Mann! | ||
| Nostrana | Schluss mit dem Gezänk! | |
| Es wird dir gut gehen, besser, als je in deinem Leben. | ||
| Also sei zufrieden und schweig! | ||
| Nr. 19 Arie Nostrana | Ich bin die Alte Welt, die Welt, wie sie immer war. | |
| Ich bin die große Mutter, die Mutter, die gibt und nimmt, | ||
| die gebiert und verschlingt. | ||
| Alles Leben ist mein, | ||
| so war es, so ist es, so wird es wieder sein. | ||
| Ich schenke den Menschen | ||
| ein Reich unter Sternen, | ||
| bewahre sie vor dem Grauen des blendenen Lichts. | ||
| Was nützt es ihnen, Blitz und Donner zu verstehen? | ||
| Was gewinnen sie schon an dem bisschen Vernunft? | ||
| Der Mensch ist ein sprechendes Tier, | ||
| und seine Befehle bekommt er von mir. | ||
| Nr. 20 Intermezzo | ||
| Nr. 21 Arie Pamina | Pamina | Wie weit hat die Liebe uns geführt, |
| durch Wasser, Feuer und Gefahr. | ||
| Diese Liebe macht nicht blind, | ||
| sie öffnet dem Leben Aug und Ohr. | ||
| Wie schön ist's, wenn aus zarten Banden | ||
| echte tiefe Bindung wächst. | ||
| So schreckt auch meine Liebe nicht | ||
| vor diesem dunklen Tor. | ||
| Und sollt' es hier zu Ende sein, | ||
| so nehm' ich's gern mit dir. | ||
| Lass uns das Labyrinth betreten, | ||
| der dunklen Gänge ohne Zahl, | ||
| verschlung'ne Irrungen | ||
| mehr Wege, als das Leben selbst. | ||
| Nur, wer irrt, kann auch erkennen. | ||
| Nur, wer geht, ist unterwegs. | ||
| Nur, wer wagt, der wirklich lebt. | ||
| Wohlan, mein Liebster, lass uns geh'n. | ||
| 1. Wächter | Halt! Hier ist verbotenes Gebiet. | |
| Tamino | Wir suchen Piktor, unsren Sohn. | |
| Bis hierher folgten wir seiner Spur. | ||
| Er muss bei Euch sein! | ||
| 2. Wächter | Hier seid nur Ihr und wir. | |
| Pamina | Und was ist dort, hinter diesem Tor? | |
| Ist er dort hineingegangen? | ||
| 1. Wächter | Viele schon durchschritten dieses Tor, | |
| doch kaum einer kehrte wieder. | ||
| Pamina | Sagt, durchschritt das Tor vor Kurzem ein munger Mann, | |
| fast ein Knabe noch, gebracht von einem Fremden? | ||
| 2. Wächter | Vor uns sind alle Fremde. | |
| 1. Wächter | Doch vor nicht langer Zeit übergab man uns einen Jüngling, | |
| der in Ketten war. | ||
| Tamino+Pamina | Piktor! Er ist es! | |
| Tamino | Gebt ihn frei, er ist unser Sohn! | |
| 2. Wächter | Ihr habt hier nichts zu fordern. | |
| An diesem Tor endet jede Elternschaft. | ||
| 1. Wächter | Wer das Labyrinth nicht aus eigner Kraft verlässt, | |
| der verlässt es nie. | ||
| Pamina | Dann lasst uns ein, wir wollen zu ihm. | |
| 2. Wächter | Ich warne Euch. | |
| Hinter diesem Tor liegt des Menschen schwerster Weg. | ||
| 1. Wächter | Dort erwartet Euch Labygord, der Herr des Labyrinths. | |
| Er ist Euch Feind und Freund zugleich. | ||
| 2. Wächter | Sein Lied singt den Tod, | |
| sein Atem haucht das Leben. | ||
| Tamino | Ihr sprecht in dunklen Rätseln. | |
| Pamina | Egal, wie groß die Gefahr ist, | |
| ich will zu meinem Sohn! | ||
| Beide Wächter | Wir haben Euch gewarnt! | |
| Nr. 22 Duett 2 Wächter | Nur, wer das letzte Tor durchschreitet, | |
| erreicht die wahre Meisterschaft. | ||
| Alles Mühen, alles Streben, | ||
| ist ohne sie vergebens. | ||
| Wer nur sucht, der kann nicht finden. | ||
| Wer nur schaut, der wird nicht seh'n. | ||
| Nur fühlend kann er es erkunden, | ||
| was viele andere nicht versteh'n. | ||
| Drum macht bereit euch, nun zu sterben, | ||
| denn es gibt keinen anderen Weg. | ||
| Geht gebeugt, wie Ishtar durch das letzte Tor. | ||
| Wir wiegen eure Herzen | ||
| gegen eine einz'ge Feder auf. | ||
| Wenn ihr's wagt, könnt ihr's erlangen, | ||
| und sei der Preis der eig'ne Tod. | ||
| Nr. 23 Arie Tamino | Tamino | Ich habe den flammenden Stern geseh'n. |
| Er leuchtet mir, nicht nur in der Nacht. | ||
| So oft ich die Studen des Tempels erstieg, | ||
| empfing ich an der Säule meinen Lohn. | ||
| Ich schaute in mich, Tag für Tag. | ||
| Ich schaute um mich, Jahr für Jahr. | ||
| Doch nun ist es an der Zeit, | ||
| die Wahrheit zur Gänze zu erlangen, | ||
| in die Tiefe hinab zu steigen, | ||
| um über mich zu seh'n. | ||
| Mein Lieb ist immer bei mir, | ||
| wir gehen den dunklen Weg zu zweit. | ||
| Mir ist nicht weh, mir ist nicht bang, | ||
| voll Vertrauen steig' ich in den Schlund. | ||
| ich weiß, nur so kann ich zurück gelangen, | ||
| als Meister, der den Tod ertragen, | ||
| und dafür das (wahre) Leben gewann. | ||
| Nr. 24 Reigen der drei Knaben | [Auf der anderen Seite des Labyrinths, Randa hat sich trotz des Verbots aufgemacht, Piktor auf eigene Faust zu befreien. Sie trifft auf den verkleideten Sarastro, der aus dem Morgenland zurückgekehrt ist. Die drei Knaben haben sich ebenfalls auf den Weg gemacht und verfolgen die beiden. Zeitlupenartige Traumballettsequenzen der drei Knaben {Genien}. Alle fünf erreichen nacheinander {!} die Rückseite des Labyrinths, vor ihnen eine hohe, torlose Mauer.] | |
| Randa | Verdammt! Hier ist der Weg zu Ende. | |
| Da muss doch irgendwo eine Türe sein. | ||
| Sarastro | Kann ich der jungen Dame helfen? | |
| Randa | Wer seid Ihr? | |
| Habt Ihr meinen Piktor entführt? | ||
| Sarastro | Nein, nein. Meine letzte Entführung liegt lange zurück. | |
| Randa | Mir ist nicht zum Scherzen, alter Mann! | |
| Mein Liebster wurde entführt von bösen Kräften, | ||
| die viel mächtiger als Menschen sind. | ||
| Doch meine Liebe wird ihn befreien! | ||
| Sarastro | An deine Liebe glaub ich wohl, | |
| doch ich fürchte, sie wird nicht reichen. | ||
| Ich biete dir meine Hilfe an. | ||
| Randa | Und was wollt Ihr dafür? | |
| Sarastro | Nichts. Dein Glück soll mein Lohn sein. | |
| Sarastro | Mir scheint, hier trifft sich die Jugend. | |
| 1. Knabe | Wir sind immer dort, wo etwas los ist. | |
| 2. Knabe | Wir sind für Action! | |
| 3. Knabe | Action und Magie sind quasi unser Spezialgebiet. | |
| Sarastro | Dann habt ihr sicher viel Erfahrung. | |
| 1. Knabe | Ja, schon. | |
| 2. Knabe | Eigentlich nicht so sehr. | |
| 3. Knabe | Deshalb sind wir hier. | |
| Wir wollen endlich Praxis. | ||
| Sarastro | Dann zeigt, was ihr könnt. Findet einen Eingang! | |
| 1. Knabe | Kein Problem! Hierist mein Zauberschlüssel, der öffnet jede Tür. | |
| Randa | Es ist aber keine Tür vorhanden. | |
| 1. Knabe | Keine Tür? Das ist nicht gut! | |
| Was mach' ich mit einem Zauberschlüssel ohne Tür? | ||
| 2. Knabe | Kein Problem! Ich hab' ein fliegendes Zauberauge. | |
| Das wird uns zeigen, was hinter der Mauer verborgen liegt. | ||
| Nr. 24a Jingle1 | 2. Knabe | Oh, ein Abwehrzauber. |
| Das ist nicht gut, das ist gar nicht gut. | ||
| 3. Knabe | Kein Problem! Hier ist mein Bohrzauber! | |
| Nr. 24b Jingle 2 | Mist! | |
| Randa | Gibt es denn keinen Weg, diese Mauer zu überwinden? | |
| Sarastro | Doch! Folgt mir. | |
| Nr. 25 Verwandlungsmusik | ||
| Piktor | Warum willst du mir Böses? | |
| Ich kenne dich nicht und bin sicher, dass ich dir nie ein Leid zugefügt habe. | ||
| Labygord | Du irrst. Ich will dir nicht Böses. Erlösen soll ich dich. | |
| Piktor | Mich erlösen, wovon? | |
| Labygord | Von der Last, ein Mensch zu sein. | |
| Piktor | Das Menschsein ist mir keine Last! | |
| Ich bin gern ein Mensch, gerade jetzt, wo ich die Liebe fand. | ||
| Labygord | Eine weise Frau verriet mir, dass ein schrecklicher Fluch auf die lastet. | |
| Dein Leben wird die Hölle sein! | ||
| Die Liebe wirst du verlieren, Deine Schönheit und die Jügend sowieso. | ||
| Glaub mir, mein Jüngling, | ||
| wen die Götter lieben, den holen sie jung zu sich. | ||
| Nr. 26 Arie Labygord | Labygord | Fast gefüllt, das Schattenglas, |
| das deine Stunden zählt. | ||
| Fast verblasst, das Scherbenstück, | ||
| das deinen Namen trägt. | ||
| Fast verbrannt, dein Lebensbaum, | ||
| der fahl im Regen steht. | ||
| Fast verwelkt, der Rosenstrauch, | ||
| der deine Liebe lebt. | ||
| Fast verwhet, der Atemhauch, | ||
| der deine Worte webt. | ||
| Es ist Zeit, hinzugehen, | ||
| wo du noch niemals warst | ||
| und doch so viele auf dich warten. | ||
| Nr. 27 Intermezzo: Einsamkeit | ||
| Nr. 28 Arie Randa | Randa | Hörst du mich, mein Piktor? |
| Deine Randa sucht ihr Herz. | ||
| Ich gäb' mich hin für einen Abschied, | ||
| für einen flücht'gen Augenblick mit dir. | ||
| Einmal mit dir träumen, | ||
| wär mir mehr als Leben wert. | ||
| Ich möchte' dich nur umarmen, | ||
| ohne Wort und ohne Ton. | ||
| Noch einmal mich entzünden | ||
| an deiner sanften Augen Blick. | ||
| Ich könnt mich selbst verlassen, | ||
| in diesem finst'ren Labyrinth, | ||
| hätt# ich eines nur für immer, | ||
| dein' endlos Lieb' in meiner Hand. | ||
| Mein Sehnen soll dich finden, | ||
| auch in sternenloser Nacht. | ||
| Meine Liebe soll dich binden, | ||
| gegen alle Schattenmacht. | ||
| Hörst du mich, mein Piktor? | ||
| Deine Randa sucht ihr Herz. | ||
| Uns sollt' ich dich verlieren, | ||
| so gäb's mich nicht mehr - | ||
| g'rade so wie dich. | ||
| Pamina | Mein Sohn! Ihr Götter, was ist geschehen? | |
| Tamino | Du Scheusal hast ihn umgebracht! | |
| Labygord | Ich erlöste ihn! | |
| Auf Geheiß seiner Großmutter, die ihn | ||
| vor einem furchtbaren Schicksal bewahren wollte. | ||
| Pamina | Seine Großmutter? Die Königin der Nacht gab dir den Befehl, Piktor zu töten? | |
| Labygord | Genau, diese edle Königin. | |
| sie war so voll Mitleid mit dem Jungen. | ||
| Tamino | Und wieder trieb sie ihr falsches Spiel. | |
| Pamina | Sagt, wie können wir Piktor retten? | |
| Labygord | Er ist nicht mehr auf dieser Welt, | |
| eine Rettung gibt es nimmer. | ||
| Und genauso seid ihr verloren. | ||
| Tamino | Wieso sind wir verloren? | |
| Labygord | Weil nur der dieses Labyrinth verlassen kann, | |
| der die letzte Schwelle überschreitet. | ||
| Nur, wer den Tod gescheckt, kann fortan leben. | ||
| Pamina | So wollen wir gemeinsam sterben. | |
| Tamino | Nein! Ich werde meinen Sohn erwecken. | |
| Nr. 29a Flötenthema | ||
| Pamina | Lass mich es nun versuchen. | |
| Nr. 29b Glockenspielthema | ||
| Randa | Du Verfluchter, du hast meine Liebe ermordet! | |
| Die Flamme meines Hasses wird dich verbrennen, | ||
| so hell lodernd, dass die ganze Welt es sieht! | ||
| Pamina | Kind, beruhige dich. | |
| Der Hass kann weder Piktor, noch die Welt erlösen. | ||
| Sarastro | Wohl gesprochen, gute Frau. | |
| Mir dünkt, der Herr des Labyrinths ist ein Bekannter von mir. | ||
| Tamino | Wer seid Ihr, alter Mann? Kennen wir uns? | |
| Sarastro | Wer kenn sich schon selbst, gescheige denn einen andern? | |
| Pamina | O könnt Ihr uns helfen, weiser Mann? | |
| Labygord | Wer grüßt mich da auf Meisterart? | |
| Sarastro | Ein alter Freund, der den Tod geschaut. | |
| Labygord | Du bist es? | |
| Du bist es wirklich, alter Freund? | ||
| Was führt dich zurück an diese Stelle? | ||
| Sarastro | Den Jungen dort zu retten, | |
| der durch Betrug in deine Hände kam. | ||
| Labygord | Betrug? Du sagst Betrug? | |
| Die Königin hat mich getäuscht? | ||
| Sarastro | Leider ja. | |
| Gegen Heimtücke ist kener gefeit, | ||
| und sei er noch so klug und noch so alt. | ||
| Doch nun lasst mich zur Tat schreiten. | ||
| Nr. 30 Duett Sarastro und Randa | Sarastro | Des Menschen Weg gleicht dem Rad, |
| das sich um sein Zentrum dreht. | ||
| So wie er auch gelangen mag, | ||
| seine Mitte bleeibt am gleichen Ort. | ||
| Bist du auch fern, so bist du dennoch hier. | ||
| Randa | Mein Liebster, so erwache doch! | |
| Wir sollen wir mit den Bäumen wachsen, | ||
| wie sollen wir mit den Fischen wandern, | ||
| wie sollen wir tu den Sternen reisen, | ||
| wenn du nicht mehr auf der Erden bist? | ||
| Sarastro | Seit Anbeginn der Zeit | |
| weist der Meister dem Meister den Weg. | ||
| Geheime Künste sind es, | ||
| die doch ein jeder kennen kann. | ||
| Es ist die Kunst, ein Mensch zu sein. | ||
| Randa | Meine Tränen spend' ich dir, | |
| mein Herz hast du schon lang. | ||
| Ich lock' dich mit meinem Traum, | ||
| und versprech' dir, in jedem Augenblick | ||
| liegt unsrer Liebe Ewigkeit. | ||
| Sarastro | Unter der Asche die Glut | |
| soll zu neuem Feuer lodern. | ||
| Randa | Aus des Schlafes Ruh' | |
| soll meine Liebe erwachen. | ||
| Sarastro | Aus des Todes Hand | |
| soll strahlend Leben erstehen. | ||
| Randa | Aus meines Herzens Wunsch | |
| soll die neue Kraft erströmen. | ||
| Sarastro | Wissen und Weisheit | |
| Randa | Schönheit und Liebe | |
| Sarastro und Randa | Erschaffen die Stärke | |
| Nr. 31 Arie Piktor | Piktor | Es lebt der Sohn im Sohn im Sohn. |
| Eine Kette ist's, die niemals endet, | ||
| und doch muss jeder | ||
| seinen Weg von vorne gehen. | ||
| Ein jeder muss sich selbst erkennen | ||
| und jeder muss die andern sehen. | ||
| Nur wenn der Tod ein Teil des Lebens ist, | ||
| verliert er seinen Schrecken. | ||
| Nur, wer weiß, dass er endlich ist, | ||
| lebt wirklich ohne Furcht. | ||
| Es lebt der Sohn im Sohn im Sohn. | ||
| Eine Kette ist's, die niemals endet. | ||
| Nr. 31a Terzett Tamino, Pamina, Nostrana | Tamino | Endlich sehe ich Euch so, wie Ihr es verdient: In Ketten. |
| Pamina | Auch, wenn du meine Mutter bist, | |
| so kann ich dor doch nicht verzeihen. | ||
| Nostrana | Was weißt du schon über das Leben? | |
| Du, in deinem Sonnenreichglück. | ||
| Nr. 32 Arie Nostrana | Ach, ihr Taggläubigen! | |
| Was wärt ihr ohne meine Nacht? | ||
| Wie wolltet ihr feiern, | ||
| den Sonnenaufgang, den Morgen ohne meine Finsternis? | ||
| Ewig würdet ihr wandern, | ||
| dürstend, irrend und blind, | ||
| in einer Wüste von endlosen Tagen. | ||
| So wie jede Nacht sehne auch ich mich nach dem Tag. | ||
| So wie jede Finsternis verlangt es auch in mir nach Licht. | ||
| Doch ohne meine Dunkelheit ertrinkt das Licht im Licht. | ||
| Alles braucht sein Gegenteil, | ||
| das Leben braucht den Tod. | ||
| Ihr braucht das Böse, um wirklich gut zu sein. | ||
| Auch ich lebte einst im Glück! | ||
| Träumte den Traum vom Licht, | ||
| von sonnenbeschienenen Freuden, | ||
| vom treuen Mann, vom geliebten Kind. | ||
| Doch nur, wer das dunkle Tor durchschreitet, | ||
| geht den ganzen Lebensweg. | ||
| Und so gab ich dieses Opfer, | ||
| so gab ich mein Leben für die Finsternis, | ||
| auf dass ihr leuchten könnt, | ||
| bin ich die Königin der Nacht. | ||
| Nr. 32a Terzett mit Chor | Alle | Sarastro! |
| Papageno | Der Alte kam mir gleich so bekannt vor. | |
| Dachte mir schon die ganze Zeit, dass er es ist. | ||
| Sarastro | Auch, wenn du einst mein Weib warst, | |
| Nostrana, und die Mutter meiner Tochter bist, | ||
| so helfen dir diese Bande nichts. | ||
| Sarastro | Du hast die Grenzen überschritten, | |
| dein Handeln war über des Zirkels Maß, | ||
| du hast den Kreis verlassen. | ||
| Nostrana | Du befolgst deine Regeln, ich die meinen. | |
| Nostrana | Ich weiß, wann ich verloren hab'. | |
| So bitte ich dich nur noch um Eines, | ||
| als letzten Wunsch. | ||
| Sarastro | Wenn er erfüllbar ist, will ich ihn gewähren. Sprich! | |
| Nostrana | Dieser war mir treu ergeben. | |
| Er war mir sogar ein guter Mann. | ||
| Ich weiß, dass ich es ihm nie zeigte, | ||
| doch er ist mir wirklich lieb und wert. | ||
| Zusammen gewachsen sind wir all die Jahre, | ||
| und so gewährt mir, mit ihm zu sein, | ||
| wenn es nun endet. | ||
| Nr. 33 Arie Sarastro | Sarastro | In diesen heil'gen Hallen |
| kennt man die Rache nicht, | ||
| doch wer dem Bösen verfallen, | ||
| den verurteilt das Gericht. | ||
| Jedes Übel braucht die Strafe, | ||
| angemessen und gerecht, | ||
| denn nur dadurch lebt der Brave | ||
| sicher zwischen Gut und Schlecht. | ||
| Ich kann eure Lieb' erkennen, | ||
| sie ist wahr und echt und tief, | ||
| so will nimmer euch ich trennen, | ||
| weil auch euch das Gute rief. | ||
| Ich schenk' euch ein andres Leben, | ||
| schaden könnt ihr Menschen nicht. | ||
| Ihr sollt nun gemeinsam streben, | ||
| Jahr für Jhr zum ew'gen Licht. | ||
| Ihr seid nun ein Lebensbaum, | ||
| innig in sich selbst verschlungen. | ||
| Seid der andern Liebestraum, | ||
| Sehnsuchtszeichen für die Jungen. | ||
| Nr. 34 Duett Verwandlungsmusik: Vokalise | ||
| Nr. 35 Schlusschor | Chor (a capella) | Und hätt' der Mensch die Liebe nicht, |
| so wär' er ganz verloren. | ||
| Und wenn er weissagen könnte, | ||
| und wüsste alle Geheimnisse, | ||
| ohne die Liebe wüsste er nicht. | ||
| Und wenn er allen Glauben hätte, | ||
| und gar Berge versetzen könnte, | ||
| ohne die Liebe könnte er nichts. | ||
| Und wenn er allen Reichtum besäße | ||
| und alle Macht dieser Welg, | ||
| ohne die Liebe besäß' er doch nichts. | ||
| Denn hätt' der Mensch die Liebe nicht, | ||
| so wär' er ganz verloren. | ||
| Nr. 35b Reprise Liebesduett | Piktor | Lass mich nie mehr einsam sein. |
| Randa | Den Weg geh ich von nun an nur mit dir. | |
| Piktor | Zusammen mit dir will ich sein. | |
| Randa | Ich lass dich nicht, nie mehr im Leben. | |
| Piktor | Dann leb und lieb und träum mit mir. | |
| Randa und Piktor | Kein Weg, kein Ziel, nur ein Zuhaus. | |
| Fine dell' opera |